Erwin Schrümpf bringt ein Ultraschallgerät nach Lesbos.

Foto: Markus Bernath

Das Krankenhaus ist nagelneu, nur drinnen fehlt es an allem. Erwin Schrümpf, der Initiator der Griechenlandhilfe, sieht das nicht zum ersten Mal. Als er diese Woche mit seinem Kleinbus zum städtischen Spital in Mytilini kam, der Hauptstadt der Insel Lesbos, war die Freude in der gerade eröffneten Geburtsabteilung am größten über – Einweg-Gummihandschuhe.

"Die kosten nur ein paar Cent, aber man muss als Krankenhaus dann einen entsprechend großen Posten kaufen. Dafür ist das Geld offenbar nicht immer vorhanden", so erklärt sich das der Seekirchener aus dem Salzburger Land. Seit mehr als drei Jahren bringen er und seine Mitarbeiter jeden Monat Bekleidung, Medikamente und anderen Spitalsbedarf nach Griechenland. Von Lesbos aus, wo seit dem Sommer 2015 eine internationale Hilfsaktion für die Flüchtlinge läuft, wurde er mittlerweile auch kontaktiert.

Bei seiner ersten Lieferung an das Spital in Mytilini war er unter anderem um kleine Kanülen für Infusionen bei Säuglingen gebeten worden. Diese Butterflys, wie sie wegen ihrer Schmetterlingsform genannt werden, kosten wie die Gummihandschuhe nur Centbeträge, waren aber im Spital ausgegangen. Bei seiner zweiten Fahrt nach Lesbos hatte der Griechenlandhelfer auch noch ein Ultraschallgerät für die Untersuchung von Schwangeren dabei – die Spende eines österreichischen Gynäkologen.

Schrumpfende Budgets

Die öffentlichen Spitäler in Griechenland arbeiten seit Beginn der akuten Finanzkrise 2010 mit jährlich schrumpfenden Budgets, weit unter den eigentlichen Betriebskosten. Krankenhausärzte in Athen versichern, dass sie Patienten weiterhin behandeln können. Dennoch gibt es mittlerweile überall Engpässe beim täglichen Bedarf etwa zur Wundversorgung, aber auch bei manchen Medikamenten. Wer die Mittel hat, besucht deshalb lieber private Spitäler.

Die Entlassung von rund 60 Krankenhausdirektoren durch die linksgeführte Regierung von Alexis Tsipras im Dezember vergangenen Jahres ist von der EU-Kommission als politisch motiviert kritisiert worden. Die Regierung argumentiert, sie wolle die Arbeit der Direktoren evaluieren und die Stellen gegebenenfalls neu ausschreiben. Die Krankenhausleiter waren vor 2015 von der Regierung des konservativen Premiers Antonis Samaras bestimmt worden. (Markus Bernath aus Lesbos, 5.2.2016)