Alexander Pschill und Ruth Brauer-Kvam: Ein Lächeln ist der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen. Aber was, wenn es dem falschen gilt?


Foto: Sepp Gallauer

Wien – Die Technik ist ein Hund. Etwa als Fernseher im Schlafzimmer. Oder als Dating-App. Wo immer der Untergang der Romantik beschworen wird, schreiben Kulturpessimisten Tinder und Co auf die Liste der Schuldigen. In den Wiener Kammerspielen haben Elektronikprobleme der Premiere von Das Lächeln der Frauen vor ein paar Wochen das Strahlen getrübt. Mittlerweile kann die Produktion tadellos alle ihre Videoeinspielungsstückln spielen.

Für die Dramatisierung (Gunnar Dreßler) des gleichnamigen Romans von Nicolas Barreau, der 2012 die heimischen Bestsellerlisten erobert hat, hat Regisseur Fabian Alder nämlich tief in die theatrale Trickkiste gegriffen. Trivia am Rande: Dem Vernehmen nach soll hinter dem Pseudonym Barreau eine deutsche Verlegerin stecken. Womit wir jetzt bei der Handlung wären. Die exerziert durch, dass auch die analoge Welt ihre diversen Tücken für Verbindungswillige bereithält.

Aurélie (Ruth Brauer-Kvam) wurde gerade verlassen, als ihr ein Buch in die Hände fällt. Darin erkennt sie sich selbst und das kleine, von ihr betriebene Restaurant so genau wieder, dass sie sich sicher ist: Der Autor, ein gewisser Robert Miller, muss sie beobachtet haben. Das berührt sie so stark, dass sie unbedingt in Kontakt mit ihm kommen will. Alexander Pschill hat als Lektor André wiederum ganz eigene Probleme mit Miller: Er selbst ist der Gesuchte, hat seinem Verlag das Manuskript inkognito untergejubelt.

Was daraus entsteht, ist eine recht einfach gestrickte, aber flott erzählte Verstellungskomödie. Denn nicht nur soll André als sein Alter Ego Interviews und Lesungen abhalten, sondern zudem Aurélies hartnäckigen Wunsch nach einem Treffen erfüllen. Gleich sechs verschiedene Rollen tragen sich Pschill damit zu. Als wäre das nicht genug: Schauplatz der sich entwickelnden Liebe ist Paris.

Stimmungsvolle Klischees

Der dem Gefühl nach zumindest in Einzelteilen reichlich hollywooderprobte Plot mischt sich dementsprechend mit sämtlichen Sternstunden französischen Kulturguts. Von Cuisine bis Seine, von Akkordeonmusik bis Eiffelturm findet jedes Klischee sein Plätzchen. Auch das des Mauerblümchens und seines Erblühens.

Eines anderen Klassikers bedient sich Alder als Genre-Referenz für seine Inszenierung: der turbulent-schlingernd aber zielsicher zum Happy End finden- den Screwballkomödie aus den 1930ern. Kongenial ergänzen Moritz Grewenigs schwarz-weiße Filmsequenzen mit Slapstickanleihen das Bühnengeschehen. In anderen Szenen dient die dafür aufgespannte Leinwand bunt hinterleuchteten Schattenspielen.

Schnell und pointiert verkomplizieren die Wortwechsel die Situation der Figuren nur immer weiter, anstatt sie aufzulösen. Der Witz ist dabei ein wohlmeinender, die Überzeichnung der Charaktere eine liebevolle. Das erinnert an Daniel Glattauers Geschichten Gut gegen Nordwind und Alle sieben Wellen, in denen Brauer-Kvam und Pschill bereits als Paar zu sehen waren. Stimmungsvoll und leichtfüßig treffen die beiden beim Publikum Herz- und Lachmuskeln einmal mehr. (Michael Wurmitzer, 3.2.2016)