Damaskus – Der Generaldirektor der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW), Ahmet Üzümcü, schließt nicht aus, dass die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" in Syrien und dem Irak Senfgas eingesetzt hat. Da sich die IS-Kämpfer keinen Zugang zu Lagerstätten chemischer Waffen verschafft hätten, bestehe der begründete Verdacht, dass sie Senfgas "und andere Waffen" selbst herstellen könnten, sagte Üzümcü der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Donnerstag.

Ehemalige irakische Soldaten, die am Chemiewaffenprogramm unter Saddam Hussein beteiligt gewesen seien, arbeiten dem OPCW-Chef zufolge heute für den IS. Die Jihadistenmiliz habe im Irak zwei Standorte mit Chemiewaffen kontrolliert. Der IS habe sich vor seiner Vertreibung aber keinen Zugang zu den Bunkern verschaffen können, sagte Üzümcü.

Seit die OPCW am 1. Oktober 2013 ihre Arbeit zur Zerstörung der syrischen Chemiewaffen aufnahm, wurden laut Üzümcü in Syrien keine Nervengase mehr eingesetzt, in "80 bis 90 Fällen" aber gepresstes Chlorgas und Senfgas. Vier Soldaten der syrischen Armee seien Sarin ausgesetzt gewesen.

Fachleute der OPCW untersuchen derzeit in Damaskus Vorwürfe einiger Mitgliedsstaaten, wonach die syrische Regierung weiter Chemiewaffen besitzt, die sie nicht deklariert hat und die somit nicht zerstört wurden. Das betreffe Produktionsstätten für Rizin und frei fallende Bomben.

Die OPCW überwacht als eine von der Uno unterstützte Organisation die Einhaltung der internationalen Konvention zum Verbot von Chemiewaffen aus dem Jahr 1993, die 1997 in Kraft trat. Ziel ist das vollständige weltweite Verbot von Chemiewaffen und die Zerstörung entsprechender Arsenale. 2013 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis. (APA, 3.2.2016)