Zürich – Die erste Jahresbilanz des neuen Credit-Suisse-Chefs Tidjane Thiam fällt tiefrot aus. Aufräumarbeiten in der Bilanz brockten der zweitgrößte Schweizer Bank 2015 einen Verlust von 2,94 Mrd. Franken (2,65 Mrd. Euro) ein. Alleine eine Wertberichtigung vorwiegend in Zusammenhang mit einer überteuerten Investmentbanking-Übernahme im Boomjahr 2000 schlug mit 3,8 Mrd. Franken zu Buche.

Zudem schwächelte das Tagesgeschäft, weil viele Kunden angesichts der Finanzmarktturbulenzen die Lust auf Börsengeschäfte verloren haben, wie Credit Suisse am Donnerstag mitteilte.

"Das Umfeld hat sich im vierten Quartal 2015 deutlich verschlechtert, und es ist nicht abschätzbar, wann sich einige der aktuellen negativen Trends, welche die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft beeinflussen, abschwächen werden", erklärte Thiam. Die Bank hält mit einer Beschleunigung des Sparprogramms dagegen. Bis Ende Jänner habe die Credit Suisse die Kosten um 1,2 Mrd. Franken gedrückt und damit bereits ein Drittel des bis Ende 2018 angepeilten Ziels von 3,5 Mrd. Franken erreicht. Die Bank setze den Abbau von rund 4.000 Stellen um.

Eine schnelle Besserung des Umfelds erwartet Credit Suisse nicht. Auch im Jänner 2016 seien die Marktbedingungen schwierig gewesen und im restlichen Verlauf des Quartals dürften die Märkte angesichts der anhaltenden makroökonomischen Probleme volatil bleiben, warnte Thiam. Trotzdem sieht der Ivorer keinen Grund, seine neuen Vorgaben zu kassieren. "In den nächsten 35 Monaten werden wir unsere Strategie weiter diszipliniert umsetzen, um unsere angestrebten Ziele bis Dezember 2018 zu erreichen."

Der ehemalige Versicherungsmanager will den Vorsteuergewinn auf 9 bis 10 Mrd. Franken mehr als verdoppeln. Dabei setzt er vor allem auf wachsende Einnahmen aus dem Vermögensverwaltungsgeschäfts. Davon ist allerdings noch nicht viel zu spüren. Im vierten Quartal sackten die Erträge des Gesamtkonzerns im Vergleich zum Vorquartal um 30 Prozent ab.

Im vergangenen Jahr verhagelten neben der Abschreibung weitere Altlasten wie Kosten für Rechtsstreitigkeiten und die Umstrukturierung das Ergebnis. Auch bei der Deutschen Bank und der britische Barclays verschlingt der Konzernumbau zur Zeit Milliarden. Einen Vorsprung auf die Konkurrenz hat die größte Schweizer Bank UBS, die schon 2012 damit begonnen hatte, die Bank umzukrempeln. (APA/Reuters, 4.2.2016)