E-Zigaretten gelten künftig als Tabakware.

Foto: APA/DPA/Jensen

Einem beträchtlichen Anteil österreichischer Trafikanten, Raucher und Dampfer schmeckt das geplante Tabakgesetz ganz und gar nicht. Die unterschiedlichen Interessengruppen attackieren die Pläne der Bundesregierung nun mit einer Onlinekampagne. Mit dem Tabak-Shitstorm soll eine Überarbeitung des Gesetzes erzwungen werden. Zur Mobilisierung werden Memes und ältere Hip-Hop-Songs über E-Zigaretten verwendet.

Parlament wird mit Stellungnahmen bombardiert

Trafikanten stört etwa, dass Kautabak verboten wird, Schockbilder auf Zigarettenpackungen kommen und der Versandhandel mit Tabakwaren eingeschränkt werden soll. Motiviert von Interessenvertretern, bombardieren Trafikanten nun das österreichische Parlament mit individuellen Stellungnahmen, die gemeinhin Branchenverbände übernehmen. Nahezu täglich erscheinen dutzende neue Statements, die sich – vor allem angesichts des parlamentarischen Kontexts – durch ihre Schärfe auszeichnen.

Deftige Wortwahl

So bezeichnet eine Bürgerin die Pläne der Bundesregierung als "so verlogen, so richtig zum Kotzen". Ein anderer Bürger beschwert sich mit folgenden Worten: "Ich bin 65 Jahre, rauche seit meinem 14 Lebensjahr, habe 97 Prozent Lungenkapazität und bin kerngesund. Man sollte mal die Gesetze überdenken, die von der Politik gemacht werden und nicht vom Volk gebilligt." Auch über das geplante Rauchverbot in der Gastronomie, das 2018 Realität wird, regen sich zahlreiche Bürger auf. "Wollt ihr amerikanische Verhältnisse … Futteraufnahme in einer ungemütlichen Fast-Food-Bude?", fragt eine Bürgerin. Eine Wirtin schreibt, dass sie "zwei Mitarbeiter (beide Raucher)" hat und durch das Gesetz "in meiner EIGENEN Hütte nicht mehr rauchen!!!!!!" dürfe. Das sei "die größte Frechheit, was es gibt", so die Wirtin weiter.

Dampfer mobilisieren

Auch die Dampfer, also Nutzer von E-Zigaretten, sind unglücklich. Denn laut Gesetz sollen E-Zigaretten künftig mit Tabakprodukten gleichgestellt werden, was Regulierungen betrifft. Für sie gelten Rauchverbote dann ebenso, außerdem wird der Internethandel mit E-Zigaretten und Zubehören verboten. Eine Änderung dieser Bestimmungen war von einer EU-Richtlinie ausgelöst worden, die Mitgliedstaaten bis Mai 2016 umsetzen müssen. Dampfer hatten schon länger gegen die EU-Politik in Bezug auf E-Zigaretten protestiert. So war es europaweit zu mehreren Demonstrationen gekommen.

Hip-Hop-Songs für Dampfer

Online ist die "Dampfer-Community" eng vernetzt, auch international. Der "Österreichische Dampferclub" ist hierzulande eine der größten einschlägigen Anlaufstellen. Er bietet seinen Nutzern Memes an, die diese im Netz verbreiten sollen. Außerdem kursieren sogar Rapsongs, in denen gegen Brüssel gewettert wird und E-Zigaretten gepriesen werden.

Mach Mal Dampf

Auch der Dampferclub fordert Unterstützer auf, Stellungnahmen an das österreichische Parlament zu schicken. Mehrere Nutzer schildern etwa, wie sie durch E-Zigaretten – die laut Gesundheitsexperten zwar schädlich, aber weniger fatal als Zigaretten sind – vom Rauchen weggekommen sind. "Dampf rettet Leben! Dampfen – Sag Ja zur Freiheit", schreibt eine Nutzerin. Sie verabschiedet sich "mit dampfenden Grüßen". (fsc, 9.2.2016)