Bürger befürchten, dass der beliebte Gutshof in Rothneusiedl abgerissen wird.

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Wien – Hausbesetzer haben den historischen Haschahof in Wien-Favoriten in Beschlag genommen. Die Polizei bestätigte am Donnerstag auf Anfrage des STANDARD, dass auf einem Grundstück an der Ecke Rosiwalgasse und Himberger Straße, wo sich der Haschahof befindet, ein Einsatz laufe. 15 Personen seien auf dem Grundstück angetroffen worden. Die "Forderungen der Aktivisten" kenne man nicht.

Werkzeug und Ideen mitbringen

Auf der Website der "Evolutionären Randgruppe" (Evora), die sich nach eigener Aussage für Freiraum in der Stadt und gegen Immobilienspekulation einsetzt, ist zu lesen: "Wir haben Ende 2015 den Haschahof besetzt. Seit 3. Februar ist es offiziell ..." Die Evora, die sich als "zusammengewürfelter Haufen aus Personen verschiedenster linker beziehungsweise anarchistischer Gruppen" bezeichnet, fordert dazu auf, sich mit ihr zu solidarisieren und "Essen, Trinken, Werkzeug, Ideen" zum Haschahof mitzubringen.

Eigentümer informiert

Laut Polizeisprecher Patrick Maierhofer wurde der Eigentümer bereits von der Besetzung in Kenntnis gesetzt. Der Haschahof befindet sich im Eigentum der Stadt Wien. Die Polizei warte nun ab, ob der Eigentümer eine Räumung verlange oder die Besetzung dulden werde. Falls eine Räumung gewünscht wird, werde dies aber nicht vor Freitag passieren. Eine "geringe Anzahl an Polizisten" werde beim Haschahof verbleiben, um ein Auge auf die Situation zu haben. Es sei bisher zu keinen strafbaren Handlungen gekommen.

Bürgerprotest

Kürzlich war bekannt geworden, dass der beliebte Gutshof in Rothneusiedl an den Wohnfonds Wien verkauft worden ist. Jahrelang standen seine Beete und Pflückgärten zu verträglichen Preisen all jenen offen, die auch in der Stadt nicht auf selbstgezogenes Biogemüse verzichten wollten. 2015 war plötzlich Schluss damit. Bürger machen nun gegen den Abriss des Haschahofs und die Errichtung von Wohnbauten mobil – DER STANDARD berichtete.

Christoph Chorherr, Sprecher für Stadtplanung der Wiener Grünen, hatte zuletzt allerdings beruhigt: Das Stadtplanungs- und das Wohnbauressort hätten sich darauf geeinigt, den Gutshof in den nächsten zehn bis 15 Jahren nicht zu bebauen. (Christa Minkin, 4.2.2016)