London/Wien/Gumpoldskirchen – Im Bieterkampf um die Mehrheit bei den teilstaatlichen Casinos Austria wollen die niederösterreichische Novomatic und ein tschechisches Konsortium offenbar das Kriegsbeil begraben. Es könnte Vergleichsversuche geben. Novomatic-Chef Harald Neumann möchte schon in vier bis sechs Wochen eine Lösung haben, kündigte er bei der internationalen Glücksspielmesse ICE in London an.

Zuvor hatte Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) als Eigentümervertreter der Republik ausrichten lassen, dass Novomatic und die Tschechen ihren Streit beenden sollten, um dem Unternehmen nicht zu schaden. "Wir haben uns bereits zusammengesetzt. Beide Parteien haben erklärt, eine vernünftige Lösung im Sinne der Casinos Austria zu finden", sagte Neumann am Mittwoch.

Wie diese Lösung aussehen könnte, ist aber noch alles andere als fix, räumte Neumann ein. "Alles ist offen." Ob Novomatic auf einen Teil seiner zugesagten Casinos-Anteile verzichten würde? "Vorstellen kann ich mir alles. Es gibt keine Limitationen in irgendwelche Richtungen." Auch die Staatsholding Öbib, die ein knappes Drittel an den Casinos hält, werde "sicherlich dabei sein".

"Noch keine Freunde"

Die Tschechen und Novomatic seien "noch keine Freunde", jedoch mache es keinen Sinn, sich jahrelange Rechtsstreitigkeiten zu liefern, sagte Neumann. "Das kann nur dem Unternehmen schaden." Der Fokus der Lösung werde eher im Inland – bei den Casinos Austria – denn im Ausland liegen, wenngleich man in Griechenland, wo die Tschechen in der Lotterie Opap investiert sind, schon kooperiere. Novomatic werde aller Voraussicht nach Spielecontent für Video Lottery Terminals (VLT) liefern, sagte Technologievorstand Thomas Graf.

Novomatic hält nach Neumanns Rechnung rund 40 Prozent an den Casinos Austria. "Wir haben unterschriebene Verträge mit Leipnik-Lundenburger Invest (LLI), Uniqa und der MTB-Privatstiftung. Diesen Erwerb haben wir bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet." Zuvor schon hat sich Novomatic bei der Casinos-Tochter Lotterien zu knapp 24 Prozent eingekauft. "Das ist abgeschlossen", so Neumann.

Die Tschechen haben bei den Casinos über die Came-Holding den Fuß in der Tür: Sie haben der Vienna Insurance Group (VIG) die Came abgekauft und halten damit 11,3 Prozent an den Casinos. Die Came ist Miteigentümerin der Medial-Beteiligungs-Gesellschaft, die rund 38 Prozent an den Casinos hält und in der auch LLI und Uniqa sowie die Ex-Kirchenbank Schelhammer & Schattera sitzen. Die Tschechen sind der Rechtsmeinung, sie hätten durch den Came-Erwerb ein Vorkaufsrecht, LLI und Uniqa könnten also nicht so einfach an Novomatic verkaufen.

Kartellgericht

Beide Streitparteien haben bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet, die Kontrolle über die Casinos übernehmen zu wollen. Zusätzlich haben die Tschechen eine Klage eingebracht. Neumann: "Wir haben die unterschriebenen Verträge, sie haben aufgrund einer Rechtsmeinung angemeldet. Das ist ein großer Unterschied."

Die Wettbewerbshüter jedenfalls haben das Novomatic-Vorhaben am Mittwoch an das Kartellgericht weitergereicht. Bei der Behörde ist man der Ansicht, der Deal sei jetzt noch gar nicht anmeldefähig, da man nicht wisse, wer von wem – und vor allem wann – wie viel kaufe. Das Kartellgericht hat nun fünf Wochen Zeit, eine Entscheidung zu treffen.

Über die Anmeldung der Tschechen muss die BWB bis 17. Februar entscheiden. Auch dieses Verfahren dürfte wegen der vielen offenen Fragen ans Kartellgericht gehen. Sollten sich die Parteien in der Zwischenzeit einigen, würden die Karten aus Wettbewerbssicht freilich wieder neu gemischt, heißt es.

Wirklich bei den Casinos mitreden können wird Novomatic frühestens im Spätsommer, glaubt Neumann. So lange werde es nämlich dauern, bis auch die sehr strengen Glücksspielbehörden in Kanada und Australien, wo die Österreicher tätig sind, den Deal geprüft haben.

Die Casinos-Austria-Gruppe (inklusive Lotterien) werde auch in Zukunft auf jeden Fall sieben Eigentümer haben, so Neumann. Die frühere Kirchenbank Schelhammer & Schattera (jetzt Grawe), der ORF, die Melchart-Privatstiftung und die Familie Gürtler hätten seiner Information nach nämlich nicht vor, ihre Anteile in nächster Zeit abzustoßen.

Sollte sich der Staat entschließen, Casinos-Anteile abgeben zu wollen, wäre Novomatic sofort zur Stelle. "Wir haben das klar kommuniziert gegenüber der Öbib. Wenn sie verkaufen, würden wir sehr gerne zukaufen." Die Klage der Tschechen werde wohl erst dann zurückgezogen, wenn man zu einer Einigung kommt, sagte der Novomatic-Chef. (APA, 4.2.2016)