Matthias Franz Stein: Soll in seinem Kabarett-Debüt des Teufels Castingshow moderieren.

Foto: Severin Koller

Wien – Das Jenseits ist in der österreichischen Kulturhistorie bekanntlich kein unbeacktertes Feld. Dass auch Matthias Franz Stein mit seinem ersten Kabarett ein Lied auf Liebe, Tod und Teufel anstimmt, war vielleicht als Sicherheitsvariante gedacht – morbid ist schließlich nie verkehrt. Dennoch geht der 35-jährige Josefstadt-Schauspieler bei der Premiere von Jenseits volles Risiko ein: Die mittelgroße Bühne in der Kulisse wird ihm fürs Debüt fast ein bisschen zu viel.

Steins Bühnen-Ich, ein böhmakelnder Wiener Schauspieler, legt vom Alltag geplagt einen Seelenstrip hin. Die "wienerisch-orthodoxe" Lebensphilosophie (Mischung aus André Heller und Gargamel) hinter sich lassend, bemüht dieser sich redlich um den gesellschaftlich erwünschten Gute-Laune-Lifestyle. Doch der Teufel schläft nicht, nein – er scharrt im Hosensack in Form des iPhone 6: Exfrau, Kinder, Sozialversicherung, Tinder-App – alle lassen sie nicht ab.

"Das Handy ist ein Hund", sagt Stein, "obwohl, nein. Wir sind der Hund, das Handy das Herrl!" Und die Kinder? "Die sind nur deswegen so frech zu den Eltern, weil sie merken, dass die Rollenbilder bröckeln." Dabei wolle er doch so gerne da sein für die Kleinen – zumindest am Telefon. Was fehlt, ist die Zeit. Und so verschlägt es den Mimen, nach einer zu gut gespielten Sterbeszene in Tom Turbo, in die Unterwelt. Dort gibt es Zeit. Und eine Fegefeuer-App.

Das Tor zur Hölle (U6-Station Siebenhirten) erreicht, klärt sich der Irrtum aber schnell auf. Stein soll gar nicht sterben, sondern des Teufels Castingshow moderieren. Ein Bruch im Programm, der zum zweiten, stärkeren Teil überleitet.

Reich-Ranicki trifft Kinski

Stein wechselt vom Stand-up zum Rollenspiel, parodiert die Castingjury aus Marcel Reich-Ranicki, Klaus Kinski und Peter Alexander richtig gut. Daneben zeigt er sein Gesangstalent, als bekiffter Gymnasiast an der Gitarre oder beim Gangsta-Rap auf Schwizerdütsch. Das überzeugt weit mehr, als so manch platter Witz über Thomas Brezina oder die Marotten von Kindern.

Die Talentprobe ist bestanden. Was Stein noch fehlt, ist Kontakt zum Publikum, Mut zum Weglassen und Spontaneität. Daher: kleinere Bühne, näher ans Publikum, reduziertes Programm! So kann das was werden. (Stefan Weiss, 5.2.2016)