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Kölns Polizeichef Jürgen Mathies sichert den Karneval.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Das dunkle Wasser des Rheins in Köln könnte nicht kälter sein als jenes, in das Jürgen Mathies vor kurzem gestoßen wurde. Polizeipräsident der Domstadt ist er erst seit wenigen Wochen, und jetzt steht er gleich vor der größten Bewährungsprobe. Bis zum Aschermittwoch haben nämlich die Jecken und Narren das Zepter in der Hand und wollen Karneval feiern.

Und zwar so, wie sie es seit Jahrzehnten gewohnt sind: mit Schunkeln und Singen, mit Tanzen und Springen, mit Alkohol und Bützje (Bussi), aber bitte ohne Grapscher und ohne Terroristen und auch möglichst ohne Einschränkungen. Als "riesige Herausforderung" hat Mathies den Karnevalseinsatz vorab bezeichnet, den Kölnern aber auch versprochen: "Wir werden das gemeinsam schaffen."

Mathies ist der Nachfolger von Jürgen Albers, der nach den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht abgezogen wurde. Gleich nach seiner Amtseinführung erklärte er, er wolle den Kölnerinnen und Kölnern das verlorene Vertrauen zurückgeben.

Er selbst bekam Vertrauensvorschuss von allen Seiten. Denn der 54-Jährige ist im Gegensatz zum Verwaltungsjuristen Albers ein Polizist, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Er stammt aus Wuppertal und trat 1977 in den Polizeidienst ein. Aus dieser Zeit noch kennt er Köln, er ging als junger Polizist in der Domstadt auf Streife.

Für Polizeikonzept der Fußball-WM 2006 verantwortlich

Von 1983 bis 1987 studierte er an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, danach von 1992 bis 1994 an der Polizei-Führungsakademie in Münster. Er war Einsatzreferent des Inspekteurs der Polizei im Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und arbeitete federführend das Polizeikonzept für die Fußball-WM 2006 in Deutschland aus.

Bevor er Kölner Polizeipräsident wurde, hatte Mathies das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfalen in Duisburg geleitet. Dieses ist für die Koordinierung der Einsätze von Bereitschaftspolizei und Spezialeinheiten zuständig. In der Silvesternacht hatte er der Kölner Polizei Hilfe angeboten, aber diese wurde abgelehnt.

Kollegen schätzen nicht nur seine Erfahrung, sondern auch seine besonnene, bodenständige Art. Seine Strategie lautet: mehr Polizeipräsenz und mehr Videoüberwachung. Abschalten kann der Vater zweier Söhne im Chor. Dort singt er mit seiner Frau Songs von Queen, Gospels und natürlich auch Karnevalslieder. (Birgit Baumann, 4.2.2016)