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Freiwillige Helfer warten auf Lesbos auf die Ankunft weiterer Flüchtlinge.

Foto: REUTERS/Darrin Zammit Lupi

Die griechische Regierung bleibt dabei: Mitte Februar, also in zehn Tagen, sind die sogenannten Hotspots auf den Inseln vor der türkischen Küste nun wirklich fertig. Verteidigungsminister Panos Kammenos versicherte dies nach einem Besuch im Lager Moria auf Lesbos, unweit der Inselhauptstadt Mytilini.

Die Innenminister Deutschlands und Frankreichs, Thomas de Maizière und Bernard Cazeneuve, waren am Donnerstag in Moria zu einem gemeinsamen Besuch erwartet worden, der den Anschein einer Inspektion hatte. Vor allem die Regierung in Berlin hatte sich verärgert über die Verzögerungen bei der Errichtung der Hotspots gezeigt, in denen Flüchtlinge registriert und dann je nach Herkunft und Fall entweder wieder sogleich in die Türkei abgeschoben oder in die EU-Länder verteilt werden.

Wütende Einwohner

Kammenos hatte am Mittwoch neben Lesbos auch den Fortschritt bei der Errichtung der Sammellager auf den anderen vier Inseln nahe der türkischen Küste besichtigt – Leros, Chios, Samos und Kos. Auf Kos verhinderten allerdings wütende Einwohner die Landung seines Hubschraubers auf dem Areal, das für den Flüchtlingshotspot vorgesehen ist. Der Bürgermeister auf Kos soll der einzige Lokalpolitiker sein, der sich weiter gegen ein zentrales Sammellager sträubt.

Migrationsminister Yiannis Mouzalas begründete die Verzögerungen beim Bau des Hotspots auf Lesbos mit der Schwierigkeit, gleichzeitig täglich an die 2000 Flüchtlinge zu registrieren und an derselben Stelle Bauarbeiten durchzuführen. So würde das Lager Moria seit der Eskalation der Flüchtlingskrise im vergangenen Jahr nun zum dritten Mal erweitert, erklärte der Minister im Gespräch mit dem Standard.

Türken fallweise aktiv

Ungeachtet der Vereinbarung zwischen der EU und der Türkei über eine Regulierung des Flüchtlingsstroms kommen täglich weiter zwischen 1000 und 2000 Menschen in Schlauchbooten von der türkischen Küste nach Lesbos. Die Zahlen schwanken allerdings, was auf fallweise Einsätze der türkischen Sicherheitskräfte schließen lässt. Ein Flüchtling, dem am Donnerstag vergangener Woche die Überfahrt nach Lesbos gelang, berichtete etwa, dass er zusammen mit anderen Passagieren drei Tage lang auf den Hügeln an der türkischen Küste ausharren musste. Sein Schmuggler habe erklärt, die türkische Polizei kontrolliere gerade den Küstenabschnitt.

Selbst während des sehr kalten Wetters im Jänner erreichten im Durchschnitt jeden Tag 1200 Flüchtlinge die Insel. Dies zeige nur, dass die Gründe für die Flucht dieselben blieben, sagte Boris Tscheschirkow, der Sprecher des Flüchtlingshochkommissariats der Uno (UNHCR) auf Lesbos, dem Standard: "Der Grad der Verzweiflung ist immer noch derselbe, das Netzwerk der Schmuggler ist ebenso weiter aktiv."

Anstieg erwartet

UNHCR erwartet aus diesem Grund mit Beginn des Frühlings und eines stabileren Wetters auch einen Anstieg der Flüchtlingszahlen. Der Preis, den Schmuggler für eine Überfahrt verlangen, richtet sich auch nach den Wetterverhältnissen. Im Sommer waren es um die 1200 Euro, derzeit kostet ein Platz im Boot um die 950 Euro. Bei schlechtem Wetter bieten die Schmuggler Rabatt bis zu 50 Prozent an, so berichten Flüchtlinge.

Am Flüchtlingsstrom selbst änderten die Hotspots selbst erst einmal nichts, meint der UNHCR-Sprecher, ähnlich wie der griechische Migrationsminister Mou- zalas.

Mit der deutlichen Zunahme der Patrouillen vor Lesbos durch die griechische Küstenwache und Frontex – die EU-Grenzschutzbehörde – wird der Zustrom aber offenbar besser reguliert: Flüchtlinge werden nun zunehmend schon auf offener See an Bord genommen. Zurückdrängen ist illegal. (Markus Bernath aus Athen, 4.2.2016)