Theoretisch könnte Johannes Dürr ab 26. Februar wieder den Langlaufweltcup schmücken, praktisch ist das schwer, zumal für Österreich.

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Harald Wurm, Trainer Gerald Heigl und Johannes Dürr (v. li) im Oktober 2013. Da war quasi alles noch gut.

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Wien – Die WM- und olympialose Saison der Langläufer steht vor ihrem letzten Höhepunkt. Am Wochenende werden auf dem Holmenkollen ob Oslo Massenstartklassiker gelaufen – am Samstag der 50er der Herren, am Sonntag die 30 Kilometer der Damen. Österreichs gebeutelter Langlauf kann nur einen, dafür wohl feinen Beitrag leisten. Teresa Stadlober strebt auf einer Strecke "wie gemacht fürs Klassischlaufen" einen Top-Ten-Platz an: "Das nehme ich mir vor." Die 23-jährige Salzburgerin erfreut sich bester Betreuung. Zum mehrköpfigen Unterstützungsteam zählt auch Gerald Heigl – als Wachsler.

Ende November des Vorjahres hatte Heigl seine Tätigkeit als Langlauf-Cheftrainer ruhend gestellt, nachdem sein Name in den Dopingermittlungsakten zum Fall Harald Wurm aufgetaucht war. "Um die Mannschaft und den Verband nicht zu belasten", wie es in einer Aussendung des österreichischen Skiverbandes (ÖSV) hieß. Die Sorgen scheinen ausgeräumt. "Er hat es schwarz auf weiß, dass er nichts damit zu tun hat", sagte Markus Gandler dem STANDARD.

Wurm unter Verdacht

Der sportliche Leiter für Langlauf und Biathlon im ÖSV hat diesen Ausgang erwartet. Die Erwartungen in den Prozess gegen Wurm, der am 19. Februar am Landesgericht Innsbruck steigt, dürften andere sein. Schließlich hat der ÖSV den 31-jährigen Tiroler nach Akteneinsicht suspendiert und den Ausschluss in Aussicht gestellt, sollte sich der Langläufer – auch im Sinn des Anti-Doping-Gesetzes – schuldig gemacht haben. Der Verdacht besteht seit einer Hausdurchsuchung bei Wurm, gegen den parallel ein Verfahren der Rechtskommission (ÖADR) der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) läuft. Wurm stehe im Verdacht, sowohl eine verbotene Substanz besessen und verwendet, als auch verbotene Methoden – Infusionen und/oder Injektionen, Manipulation von Blut oder Blutbestandteilen – angewendet zu haben.

Wurm droht nach neuer Sportrechtslage eine vierjährige Sperre. Der letzte nachgewiesene Dopingsünder unter Österreichs Langläufern, der Niederösterreicher Johannes Dürr, kam da nach seinem positiven Test auf Epo während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi mit zwei Jahren glimpflich davon. Der ehemalige Heigl-Schützling wäre also ab 26. Februar wieder startberechtigt.

Gerücht um Dürr

Das Gerücht, dass Dürr auch startwillig sei, hat zu Jahresbeginn die schwedische Boulevardzeitung Expressen aufgenommen. Damit beschäftigt wurden nicht nur ausländische Ex-Kollegen von Dürr, denen die Kunde von Comebackplänen durchwegs die Zornesröte ins Gesicht trieb, sondern auch ÖSV-Funktionär Gandler. Der Staffelweltmeister von 1999 berichtete von einem Anruf Dürrs, in dem dieser einschlägige Absichten angekündigt hätte. "Ich habe ihm gesagt, dass er sich an den ÖSV wenden muss." Der Tiroler, der seinerzeit recht emotional auf Dürrs Sündenfall reagiert hatte ("Schurke", "Hund"), und mit dem Athleten nichts mehr zu tun haben wollte, kann die Möglichkeit, dass Dürr wieder im Weltcup auftaucht, nicht von der Hand weisen. Allerdings schließt er ein Comeback des mittlerweile 29-Jährigen beim ÖSV aus. Da sei schon Präsident Peter Schröcksnadel vor.

Dürr selbst sagt, dass er kein Comeback plane und allen- falls kleine Volksläufe bestreiten werde. Allerdings ist er nie zurückgetreten. Auch nach seiner Sperre verblieb er im Nada-Testpool – eine Voraussetzung für Starts. Gegen diese spricht auch nach Ansicht des Nada-Funktionärs David Müller nichts. Davon, dass Dürr während seiner Sperre getestet wurde, ist auszugehen. Positive Ergebnisse, also weitere negative Folgen für den Gesperrten, wären ruchbar geworden. Jedenfalls hat Dürr seine Strafe verbüßt. Das strafrechtliche Verfahren wurde diversionell erledigt. Unter diesen Vorzeichen scheint der ÖSV-Ausschluss anfechtbar. (Sigi Lützow, 5.2.2016)