Santa Clara – Irgendwann möchte er selbst auf der ganz großen Bühne stehen. Vorerst verfolgt Thomas Schaffer die Super Bowl aber nur aus der Distanz. Die Siegchance der favorisierten Carolina Panthers für Sonntag bezifferte Österreichs größte American-Football-Hoffnung mit "60 bis 70 Prozent". Gleichzeitig sieht der 19-jährige Wiener einige Gefahren auf das Team um Quarterback Cam Newton zukommen.

Die größte davon ist, wenig überraschend, die Verteidigung der Denver Broncos. "Diese Defense hat Unglaubliches geleistet in dieser Saison", sagt Schaffer. "Sie werden wieder gut spielen. Aber sie müssen ein herausragendes Spiel machen, dann haben sie eine Chance." Es gelte Druck auf Newton auszuüben – Druck, den der Superstar nicht gewöhnt ist. "Cam hat bisher immer Zeit gehabt und herumlaufen können. Unter Druck ist er vielleicht nicht mehr so souverän, dann können sie verlieren", sagt Defensive-Line-Spieler Schaffer.

Randy Hart, Defensivce Line Coach, über die Qualitäten des Thomas Schaffer.
Stanford Athletics

Carolina hat nur eine Saisonniederlage zu Buche stehen, gegen Denver fehlen aber die Erfahrungswerte. Dazu muss man mit der Favoritenrolle zurechtkommen. "Sie könnten das Golden State der NFL sein. Vielleicht sind sie ein bisschen übermütig", zieht Schaffer einen Vergleich mit der Basketball-Profiliga NBA, in der die Golden State Warriors derzeit nach Belieben dominieren.

Denvers Angriff sollte Carolina hingegen nicht vor allzu große Probleme stellen. "Ich sehe nicht, dass die Broncos-Offense mehr als zwanzig Punkte macht", erklärt Schaffer. Altmeister Peyton Manning müsse besonders aufpassen, keine Fehler zu begehen – immerhin hat Carolinas Topverteidiger Luke Kuechly in beiden bisherigen Playoff-Spielen einen abgefangenen Pass zum Touchdown zurückgetragen.

Defensive Waffen habe aber auch Denver mehr als genug. Der wendige Von Miller ist einer der besten Quarterback-Jäger der NFL. Dazu kommt mit DeMarcus Ware ein zweiter starker Defensive End und mit 130-kg-Koloss Derek Wolfe eine Macht gegen das Laufspiel. "Sie haben eine Vielfalt in der Defensive Line, und sie ergänzen sich gut", sagt Schaffer.

Die Jubiläumsauflage der Super Bowl wird Thomas Schaffer in seiner Schule in Illinois verfolgen. Im Sommer übersiedelt er nach Stanford.
Foto: APA/LAKE FOREST ACADEMY

Seine eigene Spielposition ist durch die Analysen vor der Super Bowl wieder ein wenig mehr in den Fokus gerückt. Sonst wird aber sehr wenig über die Hünen berichtet, die selten bis nie den Ball in ihren Händen halten. Schaffer: "Das sind Helden, ohne dass sie die meiste Anerkennung bekommen. Das imponiert mir." Dabei seien gerade ihre Duelle im Football von entscheidender Bedeutung. "Wenn man die Line dominiert, hat man die Überhand. Hier wird das Spiel normalerweise gewonnen und verloren."

Schaffer wird die 50. Super Bowl am Sonntag mit 30 Kollegen im Wohnheim seiner Schule in Illinois verfolgen. Nach drei Jahren wechselt er im Sommer von der Lake Forest Academy an die Eliteuniversität Stanford. Sie gilt als Sprungbrett in die National Football League. Erst am Mittwoch hat der 2,00-Meter-Mann unterschrieben. In Kalifornien, unweit des Finalstadions in Santa Clara, wird er seinen Traum weiterverfolgen, den Traum von der NFL – und von der Super Bowl. (APA, red, 5.2.2016)