Hongkong – Drei Monate nach dem rätselhaften Verschwinden von fünf Hongkonger Buchhändlern hat die chinesische Polizei auch die Inhaftierung der restlichen drei Vermissten bestätigt. Ihnen würden "illegale Aktivitäten" in China vorgeworfen, berichtete die Hongkonger Polizei am Freitag unter Berufung auf Angaben der südchinesischen Behörden in der angrenzenden Provinz Guangdong.

Die Affäre hat die autonome chinesische Sonderverwaltungsregion erschüttert, weil befürchtet wird, dass chinesische Agenten die fünf Buchhändler verschleppt haben könnten. Die Verlagsmitarbeiter hatten politisch heikle Bücher in Hongkong vertrieben. Zuletzt arbeiteten sie unter anderem an der Veröffentlichung eines Buches über das Liebesleben des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping.

Zwei waren bereits in chinesischem Gewahrsam wieder aufgetaucht. Lee Bo war aus Hongkong und Gui Minhai aus Thailand verschwunden, ohne dass Grenzbehörden jeweils ihre Ausreise dokumentiert hatten. Jetzt bestätigt sich auch die befürchtete Inhaftnahme von Lui Por, Cheung Chi Ping und Lam Wing Kee. Sie unterlägen in China "Zwangsmaßnahmen" für Kriminelle, zitierte Hongkongs Polizei aus einem Brief der Sicherheitsbehörden in Südchina. Gegen sie werde ermittelt.

Sorge um Hongkongs Autonomie

Die Fälle hatten auch international große Besorgnis ausgelöst, dass die Autonomie Hongkongs nicht mehr gewährleistet sein könnte. Die beiden zuerst in China wieder aufgetauchten Buchhändler beteuerten in Erklärungen, sich freiwillig in chinesischen Gewahrsam begeben zu haben, was ihre Freunde in Hongkong aber bezweifeln. Gui Minhai, der die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde im Jänner mit einem Geständnis im chinesischen Staats-TV vorgeführt, eine Strafe wegen Fahrerflucht mit Todesfolge vor zwölf Jahren antreten zu wollen.

Schwedische Diplomaten bemühten sich vergeblich, Kontakt aufzunehmen. Auch verweigert Buchhändler Lee Bo in einem Brief ein Treffen mit Beamten der Hongkonger Polizei, um das die Behörden der Hafenmetropole gebeten hatten, um sein Schicksal zu klären. Viele Hongkonger glauben, dass die Inhaftierten nicht mehr aus freien Stücken handeln und vielleicht hoffen, dass ihnen durch Kooperation mit den Behörden eine hohe Strafe erspart bleibt.

Die Affäre hat unter den sieben Millionen Hongkongern große Sorgen über Bürgerrechte und Meinungsfreiheit in dem asiatischen Wirtschafts- und Finanzzentrum ausgelöst. Seit der Rückgabe der ehemals britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" in eigenen Grenzen eigenständig regiert. Chinesische Polizeiaktionen in Hongkong würden gegen die Gesetze in der Hafenmetropole und die Unabhängigkeit ihrer Justiz verstoßen. (APA, 5.2.2015)