Der Krisenkolumnist hat in den vergangenen Wochen schmerzlich wahrnehmen müssen, dass sich im Fasching exorbitante Kulturdifferenzen zwischen Orient und Okzident auftun. Integrationsoptimisten mögen ja glauben, dass zwei, drei Wochen Werteschulung ausreichend sind, um Zuzüglingen aus Marrakesch oder Mossul die Funktionsweise des Villacher Faschings nahezubringen.

Ich bin mir da nicht so sicher. Allein die Übersetzung von "Lei Lei" ins Arabische dürfte sich ebenso schwierig gestalten wie die von "Ore Ore" (Bregenzer Narrenruf) ins Farsi. Leider ist uns Minister Kurz bis dato jede Auskunft schuldig geblieben, wie er die Neuankömmlinge in den faschingstypischen österreichischen Brachialschmäh einzuführen gedenkt. Und vom österreichischen Häuslschmäh haben wir da noch gar nicht geredet!

Heuer wird es für eine gelungene multikulturelle Gemeinschaftsheiterkeit schon zu spät sein, dafür muss für 2017 umso intensiver vorgebaut werden. Am besten wäre es, die Zuzüglinge das ganze Jahr über zu Probefaschingskursen zu verpflichten, die von staatlich geprüften und lustig mit Pappnasen verkleideten Faschingstrainern abgehalten werden sollten. Besonders geeignet wären Absolventen einschlägiger Fachhochschulen, also Bachelors des Häuslschmähs, Lei-Lei-Master oder PhDs im angewandten Böllerwurf.

Selbstverständlich sind diese Kurse kultursensibel zu gestalten. Einem überzeugten Islamisten gleich in der ersten Unterrichtsstunde mit einem Krügel Bier zuzuprosten ("Lass dich nicht lumpen, hoch mit dem Humpen!") würde diesen überfordern. Eine bessere Möglichkeit, die Fremdlinge in ihrer Welt abzuholen, wäre etwa, sie eigenständig arabische Narrenrufe aushecken zu lassen ("Mufti, Verdufti", "Heit saufma im Hofbräuhaus in Mekka", "Saddam, du oide Dreckanten") oder ähnlich heiteren Humbug mehr. In die Faschingsmeisterklasse schafft's aber nur, wer ein paar wirklich gute Mohammed-Witze zum Besten geben kann!

Wer das alles bezahlen soll? Ich finde: die Saudis. Die haben erstens Geld, zweitens Humor und drittens mit der Errichtung ihres Zentrums für interreligiösen Dialog in Wien schon bewiesen, dass ihnen am Austausch der Kulturen liegt. Da wär's nur logisch, wenn sie auch zum wechselseitigen Faschingsverständnis etwas beitrügen. (Christoph Winder, Album, 4.2.2016)