Der Wiener Taxler sagt ja gern etwas, obwohl er eigentlich nichts sagen möchte. Aber eigentlich ist es eh schon wurscht, also, huarch zua: Der Wiener Taxifahrer ist nicht nur ein großer Transporteur, ein Fährmann, der Menschen zusammenbringt oder trennt, er ist auch jener gesellschaftliche Seismograf, der auf tektonische Schwingungen und Veränderungen im Sozialgefüge unglaublich empfindlich reagiert.
Er ist die zentrale Anlaufstelle für gesundes Volksempfinden, Interpret bisher nicht bekannter Schimpfworte und eine Einmannarmee in Sachen Wutbürger. Die hat sich aber so etwas von gewaschen, dass man sich nach einer längeren gemeinsamen Fahrt immer auch etwas schmutzig fühlt. Schon wieder nicht vorzeitig ausgestiegen – aber der nächste inländische Fahrer ist vielleicht noch schlimmer.
Wenn also ein Wiener Taxler am Abend des Opernballs zu räsonieren beginnt, dass früher das Geschäft mit den Ballgästen besser gewesen sei, weil noch das linke Gesindel gegen sie demonstrierte und sie sich deshalb, Zitat, "angeschissen" hätten, muss man ihm bedingungslos zustimmen.
Heutzutage ist es vergleichsweise fad. Die Gäste reisen mit der U-Bahn an. Die jungen Menschen, die Protest in sich verspüren, sind zum Akademikerball abgewandert. Und der Opernball selbst wird mittels der etwas in Vergessenheit geratenen Taktik der Subversion durch Affirmation von innen bekämpft. Die Lugners, Alfons Haider, die Botox Boys, Birgit Sarata, sie sind eingebettete Kämpfer gegen die Sache. Nur die Taxler schauen durch die Finger. Krieg den Palästen. (schach, 6.2.2015)