Mag es um den Ruf von Politikern derzeit nicht allzu gut bestellt sein, mögen sich die Zweifel an ihren Fähigkeiten, Probleme gelegentlich in den Griff zu bekommen, häufen – es gibt keinen Grund zu resignieren, denn Rettung naht. Und es war der "Kurier", der diese Verheißung spendete. Spindeleggers neuer Job: Politikern auf den richtigen Weg helfen.

Nicht jeder Talentescout hätte so tief gegraben, bis er auf diesen ehemaligen Vizekanzler gestoßen wäre, andere hätten sich vielleicht schon mit einem Pröll zufriedengegeben. Aber wenn die Aufgabe, Politikern auf den richtigen Weg zu helfen, unter den Nägeln brennt, gilt es nicht vorzeitig zu erlahmen. Die SPÖ-Spitze zum Beispiel versuchte dieser Tage, sich dem Sumpf des Opportunismus am eigenen Zopf zu entziehen, indem sie internetverlesene Mitglieder ihrer Partei befragen ließ, wo denn der richtige Weg in der Flüchtlingspolitik entlanggehe. Sie wäre besser bedient gewesen, hätte sie sich an Spindelegger gewandt.

Der ist nämlich, entspannt mit eineinhalb Jahren Abstand von der Politik, endlich wieder wo untergeschlüpft. Bei Raiffeisen hätte es nicht so lange gedauert, aber dort ist man schon voll. Seit 1. Jänner ist der frühere Vizekanzler und ÖVP-Chef Generaldirektor des ICMPD (Internationales Zentrum für Migrationspolitikentwicklung). Glückwunsch ihm und allen Migranten!

"Ich beabsichtige nicht, wieder in die Politik einzusteigen", erstickte Spindelegger eventuell aufsteigende Panik im Keim, macht aber dann doch einen Rückgriff auf sein früheres Leben: "Ich frage mich oft: Was würde ich tun, wäre ich in der Regierung? Oder besser: Was würde ich als Regierungspolitiker brauchen, um den richtigen Weg einzuschlagen? Hätte er sich diese Fragen schon im Zugriff auf sein vormaliges Leben gestellt, wäre vielleicht manches anders gekommen, und es gäbe heute niemanden, der Politikern auf den richtigen Weg helfen kann.

Genau diese Hilfe für die Politik will Spindelegger in seinem neuen Job erarbeiten, und an originellen Ideen mangelt es nicht. "Wir brauchen ein europäisches Gesamtkonzept für Migrationsprozesse. Wir müssen Kontrolle über die Migrationsprozesse gewinnen, sprudelt er nur so voll Ideen, die vor ihm noch nie jemand hatte. ICMPD hat 150 Mitarbeiter und finanziert sich über Projekte für die EU, was immer das heißen soll. Die Koalition kann viel Geld sparen, indem sie ihr lächerliches Hickhack um Zahl und Versorgung von Asylwerbern einstellt, sie braucht sich nur noch von Spindelegger auf den richtigen Weg helfen lassen.

Habsburger-Artefakte

Eine kulturelle Großtat des nö. Landeshauptmanns konnten "Kurier" und "Kronen Zeitung" preisen. Die weltgrößte Sammlung an Habsburger-Artefakten bleibt Österreich für immer erhalten", bejubelte das Kleinformat das Zusammenspiel landesherrlichen Mäzenatentums mit topgastronomischer Sammlerleidenschaft. Historiker wissen – es sind oft Zufälle, die den Lauf der kleinen und größeren Geschichte bestimmen, geriet der "Krone"-Reporter ins Philosophieren. Mit der Sammlung des Wiener Topgastronomen Mario Plachutta war das nicht anders. Denn Landeshauptmann Pröll war mit seiner Frau Sisi - schon wieder eine! – in der Wollzeile zum Dinner beim Koch-Maestro geladen, als die Sprache nicht auf die Rechnung, sondern auf die Kaiserhaus-Sammlung kam.

Und jetzt Hochspannung! Patriot Pröll zögerte keine Sekunde, mitten im Dinner mit seiner Frau Sisi, das kostbare kulturelle Erbe für Österreich zu bewahren und vor asiatischer Gier zu retten. Denn es gab auch schon Angebote aus China. Dieser Tage wechselten 2000 einzigartige Artefakte den Besitzer.

Das war knapp. Noch aber ruhen die Barthaare von Kaiser Franz Joseph – garantiert einzigartig – nebst dem persönlichen Notizbüchlein von Karl I. in Leder mit Silbermontierung sowie Kaiserin Elisabeths Fächer bestens gesichert und ökologisch temperiert in den Hallen der renommierten Kunsttrans-Spedition von Manfred Vikas am Stadtrand von Wien. Neben dem weiß-goldenen Service, das einst Kaiser Ferdinand I. gehörte, finden sich auch ungarische Krönungserde in vergoldetem Behälter - garantiert einzigartig – und die Rose vom Sterbebett der Kaiserin Elisabeth unter den Objekten.

Was Prölls Patriotismus die Steuerzahler kostet – waren es 2,6 Millionen? – verschwieg die "Krone". Patriotismus hat eben seinen Preis, und was hätten die Chinesen schon mit den Barthaaren von Kaiser Franz Joseph, ökologisch temperiert, angefangen? (Günter Traxler, 7.2.2016)