Graz – Drei Tage nachdem auf eine Wohnhausanlage und auf den Grazer Dom Nazisymbole, darunter Hakenkreuze, mit schwarzer Farbe aufgesprüht worden waren, konnte die Polizei den Täter ausforschen. Der 17-Jährige wurde auf freiem Fuß nach dem NS-Verbotsgesetz und wegen Sachbeschädigung angezeigt. Dass der junge Mann auch mit den neuerlich beschädigten Stolpersteinen in Graz – DER STANDARD berichtete – etwas zu tun hat, schließt die Polizei jedoch aus.

Zu den einschlägigen Graffitis sei er voll geständig gewesen. Die Polizei glaubt trotz der eindeutiger Symbole nicht, "dass er der Neonaziszene angehört", betont Polizeisprecher Fritz Grundnig im Gespräch mit dem STANDARD. Auf die Frage, wie man das ausschließen könne, sagt Grundnig: "Einige Kollegen kennen ihn persönlich, er ist seit Jahren amtsbekannt, einfach ein dummer Bub." Der 17-Jährige habe angegeben, er habe aus Langeweile die nationalsozialistischen Symbole auf Wände gesprüht.

Fälle häufen sich

Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark zeigt sich indes besorgt über die Häufung rassistischer und rechtsextremer Aktionen. Im Rahmen der schon länger laufenden Aktion "Zeig dein Gesicht gegen Diskriminierung" fordert sie Menschen nun dazu auf, "Graffitis mit rassistischem und nazistischem Inhalt an office@antidiskriminierungsstelle.steiermark.at zu melden".

Mahnwache und Infostand gegen Pegida

Am Samstag will ein Grazer Ableger der Pegida gemeinsam mit anderen rechtsextremen Gruppen wie der PdV (Partei des Volkes) im Grazer Außenbezirk Andritz gegen ein Asylwerberheim demonstrieren. Als Gegenveranstaltung findet ebenfalls in Andritz ab 14 Uhr eine Mahnwache unter dem Motto "Graz steht auf für Menschlichkeit" statt. Getragen wird die Mahnwache, bei der die 95-jährige Widerstandskämpferin Maria Cäsar sprechen wird, vom KZ-Verband Steiermark, der KPÖ, der Sozialistischen Jugend und dem Demokratisches Zentrum der KurdInnen in Graz. Die Grünen laden schon am Vormittag zu einem Infostand gegen Hetze und Rassismus nach Andritz ein, ihre Forderung an die Bevölkerung: "Reden wir darüber!" Die Grünen zeigten im Vorfeld der Pegida-Demo Facebook-Postings der Rechten an.

Christliche Kirchen warnen

Deutliche Worte zum kommenden rechten Aufmarsch gab es am Freitag auch von den christlichen Kirchen. "Die Vorstellung allerdings, dass sich Europa durch eine völlige Abschottung vom Rest der Welt aus den globalen Problemen fein heraushalten könnte, ist nicht nur naiv, sondern sie nährt eine gefährliche Illusion", heißt es in dem gemeinsamen Schreiben des steirischen Diözesanbischofs Wilhelm Krautwaschl und des evangelischen Superintendenten Hermann Miklas, "abgesehen davon, dass die seit Jahrzehnten geübte Politik des Westens für einen Teil der Probleme auch selbst mitverantwortlich ist, die jetzt Menschen in arabischen und afrikanischen Ländern zur Flucht nötigen".

Krautwaschl und Miklas warnen zudem vor den sogenannten "europäischen Patrioten" der Pegida: "Wir halten es für falsch, durch Stimmungsmache gegen die betroffenen Menschen der Bevölkerung vorzugaukeln, mit einfachen Lösungen könnte man in unserem Land rasch wieder den Zustand einer völlig 'heilen Welt' herstellen, in der wir als Einheimische gewissermaßen ganz unter uns bleiben. Hetzparolen verhindern gerade das, was angeblich erreicht werden soll." Abschließend rufen sie die Bevölkerung dazu auf, "sich mit uns gemeinsam der Herausforderung zu stellen, konstruktiv an einer friedlicheren Welt in Würde und Menschlichkeit zu arbeiten". (Colette M. Schmidt, 5.2.2016)