Sportdirektor Christoph Freund ist guter Hoffnung, dass seine zweite Trainerbestellung bessere Ergebnisse zeitigt als die erste. Óscar García nennt sich "spezieller Typ" und will auch "für die Fans" spielen lassen. Der Ballbesitz liegt dem Katalanen wenig überraschend sehr am Herzen.

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Salzburg/Wien – Es ist keine die Welt erschütternde Erkenntnis, aber Fußballmeister und Cupsieger Red Bull Salzburg hat längst akzeptiert, Teil einer Ausbildungsliga zu sein. "Das ist nichts Schlechtes. Österreich ist ein kleines Land und wir haben eine kleine Liga", sagt Christoph Freund, der sportliche Leiter. "Wir sind nicht am Scheideweg, unser Ziel ist nach wie vor, möglichst viele nationale Titel zu holen." Die Konzernzentrale in Fuschl habe übrigens nicht den Sparstift angesetzt. "Es geht nur darum, vernünftig zu wirtschaften, keine utopischen Ablösen zu zahlen, wir haben unsere eigenen Grenzen."

Der 38-Jährige weist darauf hin, "dass wir in der jüngsten Vergangenheit mit Transfers rund 40 Millionen Euro eingenommen haben. Weil sich die Spieler bei uns entwickeln und auffallen. Auch Rapid und die Austria arbeiten gut, einige sind gefragt und werden irgendwann weg sein." Salzburgs Musterbeispiel war Kevin Kampl, der vor einem Jahr an Borussia Dortmund verkauft wurde und mittlerweile in Leverkusen geigt. Freund sagt, dass das Starprinzip abgeschafft wurde. "Sofern es überhaupt eines gegeben hat."

Er selbst passe da ins Bild. Sein Vorgänger war der berühmte Ralf Rangnick, der sich nun dem Partnerklub RB Leipzig als Trainer und Sportdirektor widmet. Zu Rangnick bestehe loser Kontakt. "Man tauscht sich natürlich aus."

Als Red Bull Salzburg 2005 geschaffen wurde, sagte der mitunter verhaltensoriginelle Franz Beckenbauer in seiner Funktion als Berater von Dietrich Mateschitz sinngemäß: "Man kann die Champions League gewinnen." Unterschrieben hat Beckenbauer diesen Satz aber nur vielleicht. Freund sagt: "Schnee von gestern. Wir reden nicht groß, machen keine Ankündigungspolitik. Ziel ist, international dabei zu sein."

Óscar unbeschrieben

Salzburg hat einen neuen Trainer verpflichtet, der Spanier Óscar García ist ein relativ unbeschriebenes Blatt. Als Kicker war er schon eine große Nummer, er hatte seine allerbesten Zeiten beim FC Barcelona (viermal Meister). Freund ist von den Fähigkeiten des 42-Jährigen "total überzeugt. Eine starke, strukturierte, konkrete, ruhige Persönlichkeit, die die Dinge auf den Punkt bringt. Er will lernen, sich verbessern, strotzt vor Ehrgeiz." Freunds erste Trainerbestellung ist bekanntlich in die Hose gegangen, Peter Zeidler konnte sich nur ein paar Monate lang halten. "Ich gebe zu, dass ich auch von Zeidler überzeugt war. Es gibt halt keine Garantie auf einen Volltreffer." Warum man diesmal keinen Topstar geholt hat? "Auch Roger Schmidt war kein Topstar, er kam aus der zweiten deutschen Liga. Ich halte García für die beste Wahl."

Die Vorbereitungsspiele waren von den Resultaten her ein Jammer, nur der LASK wurde geschlagen. Freund beunruhigt das kaum. "Der Trainer betrachtete die Partien als Trainingseinheiten." García ("Ich bin ein spezieller Typ") erklärt dem STANDARD seine Philosophie so: "Ein wichtiger Aspekt ist für mich der Ballbesitz, denn wer den Ball hat, entscheidet, was auf dem Platz passiert. Auch wenn viel Ballbesitz nicht gleich automatisch Erfolg bedeutet. Aber man hat mehr Möglichkeiten, Tore zu erzielen. Und ich will in einer Position sein, die es ermöglicht, immer Tore zu erzielen. Ich möchte eine Mannschaft, die proaktiv ist und offensiv spielt. Wir spielen auch ein wenig für die Fans, denen wollen wir etwas bieten." Natürlich habe ihn Barcelona geprägt: "Aber jeder Trainer muss sich selbst entwickeln und seine eigenen Ideen einbringen, seinen eigenen Stil prägen."

Ob er mit der Vorbereitung zufrieden war? "Mir war wichtig, dass alle Spieler möglichst viel Einsatzzeit bekommen, damit ich mir ein besseres Bild über sie machen kann. Aktuell sind wir noch nicht auf unserem Leistungshöhepunkt. Aber wir nutzen jedes einzelne Training, um uns als Mannschaft zu steigern."

Freund optimistisch

Am Sonntag gastieren die Salzburger bei der Admira, das ist eindeutig kein Training mehr. Auf dem Transfermarkt wurde nicht gewütet, im Gegenteil. Teamverteidiger Martin Hinteregger wechselte zunächst leihweise zu Mönchengladbach. Wunschkandidat Munas Dabbur aus Israel konnte nicht von Grasshopper Zürich losgeeist werden. Einziger Neuzugang ist der Brasilianer Bernardo, ein 20-jähriger Defensivallrounder. Spielmacher Naby Keita aus Guinea leidet an den Folgen einer Malariaerkrankung, muss das Admira-Match auslassen.

Freund sagt: "Meister wird der, der am Ende die meisten Punkte hat. Die Austria und Rapid sind harte Konkurrenten, es wird spannend. Ich bin optimistisch." (Christian Hackl, 5.2.2016)