Protest gegen die "Elite".

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Pegida-Demo in Graz-Andritz.

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Gegendemonstration von 'Solidarity without limits"'.

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Antifaschistische Mahnwache des KZ-Verbandes.

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Graz – Der ansonsten eher ruhige Grazer Außenbezirk Andritz war am Samstag stundenlang Schauplatz von Demonstrationen und Kundgebungen. Anlass war der vom österreichischen Pegida-Ableger angekündigte Marsch durch die Wohngegend, um gegen ein dortiges Asylwerberwohnheim und "gegen unkontrollierte Einwanderung" zu protestieren.

Bereits im März des Vorjahres kam es zu einem kleinen Pegida-Aufmarsch in Graz – der STANDARD berichtete – der eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung wegen Verhetzung nach sich zog.

Auch am Samstag marschierten mit dem überschaubaren Pegida-Demozug – die Polizei spricht von bis zu 200 bis 300 Teilnehmern – Personen aus der Neonaziszene mit.

Nach dem man kurz eine Schleife um den Andritzer Hauptplatz zog, gab es eine Schlusskundgebung am Andritzer Hauptplatz. Die Hauptredner war unter anderem der Bundesobmann der Pegida, Werner Wirth. "Gott schütze Österreich" oder "Kein 2. Köln" stand auf Taferln und Transparenten zu lesen, auch slowenische Fahnen waren zu sehen und kurz Fahnen der Identitären, die aber bald wieder eingerollt wurden.

Wirth meinte, dass alles, wovor er vor einem Jahr gewarnt habe, eingetreten sei: "Dieses Desaster wird uns für viele Jahre belasten." Er bezeichnete das Durchgriffsrecht des Bundes als "diktatorische Maßnahme" und verwies auf den Wertverlust von Wohnungen, wenn plötzlich gleich daneben ein Flüchtlingsheim eingerichtet werde. Ähnliches sei eben bei jenem Quartier in der Nordberggasse der Fall, weshalb man auch Andritz als Ort für die Kundgebung gewählt hat.

Gegendemo mit 250 Teilnehmern

Die Gegendemo, die unter anderem vom Bündnis "Solidarity without limits" und den jungen Grünen organisiert wurde, marschierte – laut Madeleine Heinrich von der Polizei – mit rund 250 Teilnehmern in Sichtweite. Danach wurden die friedlichen Teilnehmer der Gegen-Demo mit Tretgittern und einem Großaufgebot von Polizisten von der rechten Kundgebung ferngehalten.

Die Grünen und die Grünen Seniorinnen hatten schon am Vormittag und zu Mittag Aktionen gesetzt und etwa versucht, Anrainer über das Thema Asyl bei einem Infostand aufzuklären.

Mahnwache des KZ-Verbandes

Die Gegner von Pegida gingen diesmal aber nicht gemeinsam auf die Straße. Eine Straßenbahnstation vom Zentrum des Bezirks entfernt, aber ebenfalls in Andritz, veranstaltete der steirische KZ-Verband (Landesverband Steiermark der Österreichischen AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus ) gemeinsam mit der KPÖ und der Sozialistischen Jugend eine Mahnwache unter dem Motto "Graz steht auf für Menschlichkeit", an der rund 180 Menschen teilnahmen. Die Veranstaltungen sahen sich aber nicht als Konkurrenten, beide wiesen auf ein Fest der Begegnung vor dem Asylwerberheim selbst hin.

Die als Ehrengast und Rednerin angekündigte 95-jährige Widerstandskämpferin Maria Cäsar musste kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen, schickte aber ihre solidarischen Grüße. Sie bekommt am kommenden Mittwoch in Wien das silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik verliehen. Statt Cäsar sprach Anne Rieger vom KZ-Verband, die davor warnte, dass man nicht den Anfängen wehren müsse: "Wehret den Zuständen", rief Rieger angesichts der rassistischen und faschistischen Attacken der vergangenen Tage in der Steiermark.

"Bündnisse bis weit in die Mitte der Bevölkerung"

Eine Vertreterin von Somm, der Selbstorganisation von und für Migrationen und Musliminnen, kritisierte, dass Muslime Sündeböcke seien für alles "von Terrorismus bis Sozialmissbrauch pauschal verantwortlich gemacht" würden. Außerdem hätten österreichische Firmen Waffen aus ihren Fabriken in den Irak und nach Syrien verkauft: "Es wäre besser, die Arbeiter hätten hier gestreikt". Der Leobner Gemeinderat und SJ-Vorsitzende Peter Drechsler forderte Antifaschisten auf, Bündnisse zu schließen, "die bis weit in die Mitte der Bevölkerung hineingehen".

Auch der Grazer KPÖ-Gemeinderat Robert Krotzer verurteilte Rassismus und Verallgemeinerung und schloss seine Rede mit der Forderung gerechten Löhnen und sozialer Sicherheit ab, denn: "Wer selbst stark ist, braucht keinen starken Mann. Wer selbst stark ist, braucht nicht auf andere hinabschauen." (Colette M. Schmidt, 6. 2. 2016)