Die Geistesgegenwart, also der gegenwärtige Zustand des Geistes, das ist ja eine Ungeistesgegenwart, die Gegenwärtigkeit des Ungeistes. Überall quillt er raus und schwappt er rein und rüber, der Ungeist. Währenddessen gibt es allein in Deutschland über tausend Terror-, Brand- und sonstige Anschläge auf Asylunterkünfte. Aber nicht das sorgt für hysterische Schlagzeilen, einem Kampf gegen den Terror, er sorgt nicht einmal für unhysterische Schlagzeilen, dieser tägliche Mordversuch. Alles quillt raus, jedes Vorurteil, jede Angstphantasie, es ist eine schiere Überbietungsstrategie, wer kann noch ein bisserl ärger Panik schüren, ein Klima, in dem der Gedanke, Frauen an den Grenzen zu erschießen tatsächlich nicht mehr sonderlich auffällt, ist er ja nur mehr um eine Petitesse ärger als das was man in den scheinbar ausgewogenen Leitartikeln so liest, von den Leitartiklern, die sich auf ihr Selbstbild etwas zugute halten, sie würden die Mitte halten zwischen Rechtsradikalismus und naiver Gutmenschenwillkommenskultur. Längst halten sie eher die Mitte zwischen Inhumanität und Bestialität. Hauptsache, die Mitte wird gehalten.

Man möchte laut auflachen, wenn ausgerechnet in diesen Tagen eine Journalistin darüber räsoniert, ob denn in unseren Breiten Sprechverbote drohen, eine Kultur der politischen Correctness, die das Wort verbiete. Ja, da fragt man sich, was die Dame denn eigentlich sagen würde wollen, was heute nicht jeden Tag gesagt wird, was nicht stündlich aus den Talkshows quillt wie aus Latrinen, die übergehen. Aber man wagt die Frage natürlich nicht an sie heranzutragen, aus Angst vor der Antwort. Die Antwort will man nicht kennen.