Von ihrem Turiner Turm aus hat die Banca Intesa Sanpaolo einen großartigen Ausblick – nicht nur über die Bankenlandschaft.

Foto: IPP / Massimo Rana

Bild nicht mehr verfügbar.

Trotz Dividenden in Rekordhöhe wurde Intesa an der Börse abgestraft.

Foto: AP / Luca Bruno

"Bei den derzeitigen Kursverlusten von Italiens Bankenwerten am Aktienmarkt handelt es sich nicht um Spekulation, sondern um eine einzigartige Konfusion." Diese Ansicht vertritt Carlo Messina, Chef der Turiner Großbank Intesa Sanpaolo. Mit einer Kapitalisierung von 40 Milliarden Euro und elf Mio. Kunden in Italien ist sie die größte Bankengruppe des Landes.

Italiens Bankenwerte wurden an der Börse regelrecht abgestraft, der Bankenindex an der Mailänder Börse hat seit Jahresbeginn gut ein Drittel eingebüßt. Grund sei eine auch durch falsche Kommunikation bedingte "riesige Konfusion" gewesen, sagte Messina dem STANDARD. Italiens Banken seien solid. Das zeigten rezente Überprüfungen der EZB, wo nur zwei Volksbanken aus Venetien die aufsichtliche Überprüfung und Evaluierung nicht bestanden hatten. Intesa Sanpaolo selbst weist ein Überschusskapital von zehn Milliarden Euro auf.

Brutto statt netto

"Bei den Problemkrediten von angeblich 200 Milliarden Euro handelt es sich um eine irreführende Interpretation. Es sind Bruttokredite. Nirgendwo außer in Italien werden Bruttokredite veröffentlicht. Netto sind es nur rund 80 Milliarden." Messina verwies auf die hohe Deckungsquote und die massiven Rücklagen, welche die Banken für ihre faulen Kredite bereits gebildet hätten.

Aber nicht nur bei den "Non-performing Loans" sei es zu irreführender Kommunikation gekommen. Die jüngste Krise von vier mittelitalienischen Kleinbanken sei hochgespielt und überbewertet worden. Mittels eines Bankenfonds mit 3,6 Milliarden Euro wurden 7000 Arbeitsplätze gerettet und die Einlagen von rund einer Million Kontoinhabern im Wert von zwölf Milliarden Euro gesichert.

Vier Problembanken

Allerdings haben tausende Aktionäre und Anleihenbesitzer dieser Banken einen Teil ihrer Ersparnisse verloren. Nun sollen die Manager der vier Pleitebanken zur Kasse gebeten werden. Mit einer Entschädigung von 480 Millionen Euro seitens der 76 im Visier der Justiz stehenden Bankenmanager soll ein Teil der Verluste der Kleinaktionäre wettgemacht werden. Die vier Pleitebanken wurden in "Good Banks" (ohne Problemkredite) und Bad Banks gespalten. Die Good Banks stehen zum Verkauf.

"Italiens Wirtschaft hat ein großes Wachstumspotential" zeigt sich Intesa-Chef Messina überzeugt. Er verweist darauf, dass nach einem Wachstum von 0,8 Prozent im Vorjahr heuer mindestens 1,4 Prozent angepeilt werden. "Mit 0,6 Punkten weist Italien eine der größten Wachstumspannen zwischen 2015/16 in Europa auf". Intesa Sanpaolo werde die Wirtschaft heuer mit 47 Milliarden Euro an Krediten unterstützen.

"Markt spielt verrückt"

Obwohl die Bank soeben die besten Bilanzergebnisse seit ihrem Bestehen, mit mehr als verdoppeltem Gewinn und verdoppelter Dividendenausschüttung präsentierte, sackten die Kurse in Mailand um 3,8 Prozent ab. "Der Markt spielt verrückt" sagte der Bankmanager ironisch und kündigte für 2017 eine um weitere 25 Prozent erhöhte Dividendenausschüttung an. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 8.2.2016)