ÖPWZ und Penning Consulting haben erneut analysiert: deutliche Kritik an der Entlohnung im Einkauf.

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"Professionalisierung zahlt sich für Einkäufer nicht aus", sagt Stephan Penning, Studienleiter und Geschäftsführer von Penning Consulting. Grundsätzlich gilt: Wer älter ist, verdient mehr. Wer in einem größeren Unternehmen arbeitet, verdient mehr. Wer männlich ist, verdient deutlich mehr. Ein Zusammenhang zwischen den Reifegraden von Einkaufsabteilungen – von einem einfachen, durch interne Bedarfsträger gesteuerten Einkauf bis hin zu einem hochprofessionell geführten, teilautomatisierten Einkauf – und dem Gehaltsniveau über alle Hierarchieebenen hinweg ist jedoch statistisch nicht signifikant nachweisbar. Penning sagt: "Unternehmen setzen die falschen Anreize, verschenken Leistungspotenzial und verlieren dadurch Geld."

Unternehmensgröße entscheidet

Im Durchschnitt beziehen Einkaufschefs ein Bruttojahresgehalt inklusive aller variablen Bestandteile in Höhe von 84.527 Euro, strategische Einkäufer 58.908, Facheinkäufer 46.152 und Sachbearbeiter 39.775 Euro. Vor allem bei den Einkaufsleitern macht sich die Größe des Unternehmens, für das sie tätig sind, in ihrem Gehalt bemerkbar. So verdienen 78 Prozent der Chefeinkäufer in großen Unternehmen mit mehr als tausend Mitarbeitern mehr als 90.000 Euro, davon 44 Prozent sogar mehr als 120.000.

In kleinen Unternehmen mit weniger als tausend Mitarbeitern verdienen dagegen gerade einmal 1,5 Prozent der Einkaufsleiter mehr als 120.000 Euro und nur 32 Prozent mehr als 90.000. Insgesamt liegt der Mittelwert bei großen Unternehmen bei 124.167, bei kleinen Unternehmen bei 79.039 Euro. So entscheidet die Unternehmensgröße auf der Leitungsebene über einen durchschnittlichen Gehaltsunterschied von rund 45.000 Euro.

Viel mehr für Männer

Eine ähnlich große Kluft tut sich auf, wenn man die Positionen nach Geschlechtern differenziert. So hat bereits im Jahr 2013, in der letzten Einkäufer-Gehaltsstudie, eine Differenz von 8.889 Euro zwischen männlichen und weiblichen Einkaufschefs bestanden. Diese hat sich noch einmal deutlich erhöht: Männer in Führungsposition verdienen durchschnittlich 24.557 Euro mehr als ihre Kolleginnen. Und das, obwohl es insgesamt auf der Ebene der Einkaufsleitung nur 9,3 Prozent Frauen gibt. Insgesamt beziehen männliche Einkäufer durchschnittlich ein Gehalt von 74.703 Euro, Einkäuferinnen nur 52.840 Euro.

"In der Öffentlichkeit reden Unternehmen zunehmend über die Relevanz von Diversity, insbesondere von Frauen in der Wirtschaft. Dies erscheint als bloße Rhetorik, wenn man die Realität im Unternehmensalltag betrachtet. Gerade diejenigen Frauen, die sich bis auf die Leitungsebene durchbeißen, werden nicht für ihren Einsatz belohnt. Dabei ist diese ausgeprägte Gehaltsdifferenz sachlich nicht begründbar", sagt Stephan Penning.

Unterschiede in den Branchen

Deutliche Unterschiede lassen sich zudem in einzelnen Branchen feststellen. So ist der Gehaltsdurchschnitt über alle Positionen hinweg in der Automobil- (97.011 Euro) und der Chemieindustrie (94.333 Euro) besonders hoch, in IT-Unternehmen (47.000 Euro) oder der öffentlichen Hand (43.800 Euro) wird deutlich schlechter vergütet.

Trotz der hohen Nachfrage nach Einkäufern auf dem Arbeitsmarkt ist das Gehaltsniveau insgesamt in den vergangenen fünf Jahren nicht gestiegen. (Karin Bauer, 9.2.2016)