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ORF-Stiftungsrat: Bis November vergangenen Jahres waren das 26 Männer und neun Frauen. Inzwischen sind es derer nur noch sieben.

Foto: AP Photo/Lilli Strauss

Nun sind sie also auch in Wien angekommen: Meryl Streep und ihre Suffragetten. Freitag war Kinopremiere, also nichts wie hin. Der Film zeigt jene wesentliche historische Periode des Kampfes für Emanzipation und Frauenrechte Anfang des 20. Jahrhunderts, der schließlich im Vereinigten Königreich zum allgemeinen Frauenwahlrecht führte; übrigens zehn Jahre später als in Deutschland, Polen und Österreich. Der Film berührt, erzählt "Frauen-Geschichte", beschreibt den harten Weg zur Gleichberechtigung von Frauen vor nun gut 100 Jahren. Vieles was damals bitter erkämpft wurde, scheint heute selbstverständlich zu sein. Oder doch nicht?

Schauplatzwechsel: Österreich. Hier stehen in diesem Jahr Wahlen an. Nicht nur der Bundespräsident wird neu gewählt, auch der Generaldirektor des ORF, des öffentlich-rechtlichen, elektronischen Leitmediums. Gewählt wird dieser CEO – über eine mögliche weibliche Variante denken wir aus Realitätsgründen hier gar nicht erst nach – vom so genannten Stiftungsrat. 35 Räte wachen über die Geschicke des ORF. Deren Mehrzahl wird von der Bundesregierung, den Landesregierungen und den Parlamentsparteien bestellt.

"Verlässlicher Mann" statt "kantiger" Frau

Bis November vergangenen Jahres waren das 26 Männer und neun Frauen. Inzwischen sind es derer nur noch sieben. Die neue burgenländische SPÖ-FPÖ-Landesregierung hat bereits im Vorjahr ihre "kantige" Frau durch einen "verlässlichen" Mann ersetzt. Nun zog auch die neue ÖVP-FPÖ- Landesregierung Oberösterreichs nach und wechselt ebenfalls flugs ihre Repräsentantin durch einen Mann aus. Angeblich war dies ein Verhandlungspunkt der FPÖ bei der oberösterreichischen Regierungsbildung. Im Zweifelsfall bleibt man(n) doch lieber unter sich.

Nachdem selbst in der neuen oberösterreichischen Landesregierung keine Frau mehr vertreten ist, wundert es nicht, das dieses Bundesland auch auf seine bisherige, hochqualifizierte Repräsentantin im ORF-Stiftungsrat leichten Herzens verzichten konnte. Das schmerzt natürlich viele. Mehr schmerzt jedoch, dass auch im Leitmedium ORF genau das Gegenteil dessen Praxis ist, was in der Öffentlichkeit propagiert wird: Mehr Frauen auch in den Aufsichtsräten.

Gläserne Decke

Der Frauen-Film "Suffragette" erinnert an längst in Vergessenheit geratene, vielfach anonym gebliebene mutige Arbeiterinnen, die radikal für ihr Stimmrecht kämpften und deshalb zunächst brutal zusammengeschlagen und in Gefängnissen gefoltert wurden. "Taten statt Worte" hieß die Losung dieser britischen Frauenrechtlerinnen, die ihren Namen in Anlehnung an das Wort suffrage – Wahlrecht – gewählt hatten. Dabei drängen sich automatisch manch andere Fragen auf:

Wie schaut eigentlich inzwischen das Kräfteverhältnis zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen generell aus? Noch vor wenigen Jahren zum Beispiel konnten ORF-Frauen, die die viel zitierte gläserne Decke durchbrechen wollten, nur vor Gericht ihr Recht auf gleichen Lohn bei gleicher Arbeit einfordern. Nur vor Gericht konnten sie sich auch gegen eine Pensionierung mit 60 wehren. Heute werden Männer im zarten Alter von 59einhalb Jahren als hochdotierte Projektmanager wohlmeinend ins Haus geholt. Auch solche, die vor gar nicht allzu langer Zeit wegen inkorrekten Einsatzes versteckter Mikrofone dieses hatten verlassen müssen.

In Los Angeles werden am 28. Februar die Oscars, die höchsten Filmpreise, verliehen. Zwölffach nominiert ist jedenfalls der Männer-Film "The Renevant", der sich an Leben und Tod einstiger amerikanischer Trapper und deren Gruppendynamik abarbeitet. Historische Relevanz hat das Thema nicht, aber die Kameraführung ist außergewöhnlich schön und Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio wartet schon so lange auf den Preis. Die Suffragetten werden für Oscars übrigens nicht gehandelt. (Rubina Möhring, 9.2.2016)