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Hillary Clinton blüht ein Debakel in New Hampshire, Ex-Präsident Bill Clinton teilt gegen Bernie Sanders aus.

Foto: AP Photo/Elise Amendola

Washington – Was noch im Sommer als undenkbar galt, ist vor der zweiten US-Vorwahl am Dienstag in New Hampshire Umfragen zufolge fast eine Gewissheit: Bei den Demokraten könnte Ex-Außenministerin Hillary Clinton gegen den Senator Bernie Sanders haushoch verlieren. Auf dem Papier würde sie das im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zwar kaum zurückwerfen, denn der Bundesstaat mit nur 1,3 Millionen Einwohnern stellt nur wenige Delegierte für den Wahlparteitag. Aber zusammen mit dem nur hauchdünnen Sieg über Sanders in Iowa würden Experten zufolge die Zweifel zunehmen, ob sie wirklich das Zeug hat, Barack Obamas Nachfolgerin zu werden.

Hillary Clintons Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton, zog folgerichtig bei einem Wahlkampfauftritt am Sonntag die Samthandschuhe aus und schoss scharf gegen Sanders, dem er vorwarf, in einer "hermetisch abgeschlossenen Schachtel" zu leben. Er sei der "Meister von allen kleinen Dingen und der Feind von allen großen Dingen". Sanders' Anhängern hingegen warf er vor, im Internet eine sexistische Kampagne gegen seine Frau zu fahren. Sanders distanzierte sich jedoch von derartigen Praktiken.

Die Vorwahl am Dienstag ist ein Teil des monatelangen Prozesses, mit dem die US-Parteien ihre Kandidaten bestimmen. Den beiden ersten Abstimmungen in Iowa und New Hampshire kommt dabei eine überproportionale Bedeutung zu. Wer schon dort schlecht abschneidet, gibt oft auf.

Aufgaben erwartet

In diesem Jahr könnte dieser Effekt in New Hampshire gut bei den Republikanern zu sehen sein, wo immer noch neun Bewerber am Start stehen. Umfragen zufolge dürfte der Milliardär Donald Trump den Sieg davontragen, gefolgt vom Senator Marco Rubio aus Florida. Hier ist eine Vorentscheidung an der Spitze nicht zu erwarten. Vielmehr wird mit Spannung darauf geschaut, welcher der Kandidaten auf den hinteren Plätzen anschließend das Handtuch wirft. Bei den Demokraten gibt es nach Iowa dagegen nur noch das Duell zwischen Clinton und Sanders.

Landesweit Kopf an Kopf

Lang Zeit galt Clinton als haushohe Favoritin für die Kandidatur der Demokraten. Noch Ende 2015 führte sie in Umfragen satte 30 Prozentpunkte vor Sanders. Jetzt liegen die beiden einer Reuters/Ipsos-Studie vom Freitag zufolge landesweit faktisch gleichauf.

Eine CNN/WMUR-Studie machte für New Hampshire einen Rückstand von 30 Punkten von Clinton auf Sanders aus. Auffällig ist dabei der Rückhalt des 74-Jährigen bei jüngeren Wählern in dem Bundesstaat. Anfang Februar hielt eine UMass Lowell/7News-Umfrage fest, dass 87 Prozent der Demokraten dort im Alter von 18 bis 29 Jahren für Sanders stimmen wollten.

"Echte Schwierigkeiten"

Experten zufolge könnte in dieser Situation jede Niederlage in New Hampshire das Vertrauen in die Ex-First-Lady erschüttern. "Es ist egal, ob sie mit neun, 17 oder 31 Prozentpunkten verliert", schrieb Harry Enten vom Wahlstatistik-Blog FiveThirtyEight. "Kommt zu der Fast-Niederlage von Iowa eine Niederlage in New Hampshire hinzu, wird es immer mehr heißen, dass Clinton in echten Schwierigkeiten steckt."

Clinton kann zu ihrer Verteidigung auf Besonderheiten in New Hampshire hinweisen, die für Sanders ideale Bedingungen schaffen. Unter anderem wohnen dort – wie in Iowa – besonders viele Weiße und er stammt aus dem Nachbarstaat Vermont.

Unter einigen Demokraten wächst inzwischen die Sorge, dass am Ende keiner der beiden Bewerber für das eigentliche Rennen gegen die Republikaner geeignet sein könnte. Clintons schwaches Abschneiden schon gegen Sanders wird dabei mit der Befürchtung gepaart, der Sozialist könnte für die Mehrheit der Amerikaner politisch viel zu weit links stehen.

Biden soll zu Kandidatur gedrängt werden

Am Freitag schickte der prominente demokratische Wahlspender Bill Bartmann eine E-Mail an Anhänger von Joe Biden mit der Bitte, sich für eine etwaige Präsidentschafts-Kandidatur des jetzigen Vize-Präsidenten bereitzuhalten. "Wir können es uns nicht leisten, das Weiße Haus zu verlieren", hieß es in dem Schreiben, das die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Die Rückmeldungen signalisierten Zustimmung. Allerdings hatte Biden bereits im Oktober erklärt, er werde sich nicht bewerben. (red, Reuters, 8.2.2016)