Bei Gravitationswellen handelt es sich um Fluktuationen der Raumzeitkrümmung, die sich nach Einstein mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten und von dramatischen Ereignissen wie der Verschmelzung Schwarzer Löcher hervorgerufen werden.

Foto: NASA/Swinburne Astronomy Productions

Washington/Palma de Mallorca/Wien – Noch nie ist der direkte Nachweis von Gravitationswellen gelungen, jener Wellen in der Raumzeit, die Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt hat und die bei der Beschleunigung großer Massen entstehen sollen – etwa bei der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher.

Unter Fachleuten und auf Social-Media-Kanälen wurde in den vergangenen Tagen nicht zum ersten Mal spekuliert, der Durchbruch könnte unmittelbar bevor stehen oder gar schon gelungen sein: Forscher am Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory (LIGO) in den USA sei der direkte Nachweis gelungen.

Vielversprechender Donnerstag

Am Montagabend bestätigte Sascha Husa, Professor an der Universität der Balearen in Palma de Mallorca, der an den Arbeiten am Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory (LIGO) beteiligt ist, gegenüber dem STANDARD die Einladung zu einer Pressekonferenz: Am Donnerstag, um 16.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit werden Wissenschafter vom MIT, Caltech und LIGO über neueste Updates bei der Suche nach Gravitationswellen berichten. Mittlerweile wurde dies auch per Twitter verkündet:

Ob die Pressekonferenz in Zusammenhang mit einer Publikation steht und was dabei genau bekannt gegeben wird, wollte Husa nicht sagen. Er meinte allerdings, dass manche der kursierenden Gerüchte falsch seien, die Einladung zur Pressekonferenz aber darauf hindeute, dass "etwas Interessantes" gefunden worden ist.

"Unabhängige Quellen"

Zuletzt sorgte im Jänner eine Twitter-Nachricht von Lawrence Krauss, einem theoretischen Physiker der Arizona State University in Tempe, für Aufsehen. Ihm zufolge sei der Nachweis am LIGO womöglich bereits erbracht worden. Er selbst ist aber weder an den Forschungen beteiligt, noch hat er die Ergebnisse mit eigenen Augen gesehen.

Die nobelpreisverdächtige Entdeckung sei ihm gegenüber aber von "unabhängigen Quellen" bestätigt worden. Doch zuletzt wurden die Spekulationen um den mutmaßlichen Erfolg noch konkreter: Laut Clifford Burgess, einem theoretischen Physiker an der kanadischen McMaster Universität in Hamilton, soll die Entdeckung nämlich womöglich bereits am 11. Februar im Fachmagazin "Nature" verlautbart werden.

Signale detektiert?

"Science" veröffentlichte am Montag eine Email des Physikers von vergangener Woche, das auch auf Twitter zirkulierte. Darin schreibt Burgess, die Information aus zweiter Hand erhalten zu haben. "Sie stammt von Leuten, die das Paper gesehen haben, ich selbst habe es aber nicht gesehen", sagte Burgess gegenüber "Science". Das Gerücht erscheine ihm jedoch glaubwürdig.

Demnach sollen die LIGO-Forscher die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher mit 29 und 36 Sonnenmassen und starke Signale der theoretisch vorhergesagten Abstrahlung von Gravitationswellen beobachtet haben. Nun heißt es also abwarten: Der Donnerstag könnte in die Physikgeschichte eingehen. (dare, trat, 8. 2. 2016)