Wien – Öffi-Nutzer, Radfahrer, Fußgänger: Glücklich ist im Moment kaum jemand mit dem Schwedenplatz. Seit Jahrzehnten ist der graue Knotenpunkt im ersten Wiener Gemeindebezirk vielen Bewohnern ein Dorn im Auge. Am Montagvormittag war daher das Interesse an der "Dialogbox" groß: In einem Container am Ende der Rotenturmstraße können sich Interessierte noch bis Sonntag über die Vorschläge zur Neugestaltung informieren und eigene Ideen deponieren. Das ist auch online möglich. Das Planungsgebiet umfasst den Bereich zwischen der Postgasse im Osten und dem Morzinplatz im Westen, einschließlich der Verkehrsflächen des Franz-Josef-Kais und des Vorkais.

Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) stellte die Grobkonzepte am Montag vor. Eines steht jetzt schon fest: Es soll mehr Grünraum geben.

derstandard.at/von usslar

60 Beiträge wurden eingeschickt, eine Jury nahm sechs in die engere Auswahl. Davon wurden kleine Ausschnitte visualisiert. Denn es handelt sich nur um Orientierungshilfen: Die Bürger sind nun aufgefordert, ihre eigenen Wünsche einzubringen. Bei den vorläufigen Varianten soll der weitläufige Platz etwa durch Grüninseln, Wasserelemente, einladendere Sitzgelegenheiten oder Überdachungsmodule aufgewertet werden. Zudem gibt es den Vorschlag, durch eine durchgängige Pflasterung alle Höhenunterschiede auszugleichen.

Hier handelt es sich nur um eines der sechs Grobkonzepte. Alle Vorschläge gibt es hier zu sehen.
Foto: Gemeinde Wien

Konzept gegen "Verhüttelung"

Insgesamt soll der Schwedenplatz mehr zum Flanieren einladen und der "Verhüttelung" durch Fast-Food-Stände, Tankstellen oder U-Bahn-Aufgänge Einhalt geboten werden. Der öffentliche Verkehr soll besser organisiert werden. Um den Container herum diskutieren Passanten die Vorschläge bereits intensiv. Zumindest über einen Punkt sind sich alle einige: Die Betonwüste muss weg.

Der 73-jährigen Heidi Daniels gefallen einige Konzepte gut, sie würde aber noch weiter gehen und sich für die Autos einen Tunnel wünschen. "Die Straße kriegt man hier leider nicht los", sagt Arnold Schmidt. Der 77-Jährige begrüßt jedoch die Idee, dass zumindest die Abbiegespuren weichen könnten. Verkehrstechnisch ist die Wegnahme einer Abbiegespur über den Donaukanal denkbar, sagte auch Vassilakou am Montag. Das würde laut Analysen den Verkehrsfluss nicht beeinträchtigen. Innenstadt-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) zeigte sich gegenüber dieser Idee skeptisch.

Auch die Finanzierung ist noch ein offener Punkt. "Ich verweise darauf, dass der erste Bezirk nur ein Budget von rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr hat", sagte Figl. Ein konkretes Budget für die Neugestaltung steht laut Vassilakou noch nicht. Die Ressortchefin rechnet aber mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Eine Entscheidung zur Neugestaltung soll im Sommer fallen. Der Baubeginn ist für die laufende Legislaturperiode geplant, die bis 2020 geht. (Julia Schilly, 9.2.2016)