Ein Fertigteilhaus in Tamsweg in Salzburg: Es beherbergt seit Ende 2015 76 Flüchtlinge, ein Arztzimmer und einen Gemeinschaftsraum.

Foto: ÖRK

Wien – Christian Konrad beschrieb seine Aufgabe bei einer Pressekonferenz am Montag in wenigen Worten: "Quartiere, Quartiere, Quartiere." Ausführlicher ausgedrückt: Der Exgeneralanwalt der Raiffeisenbank soll der nicht enden wollenden Knappheit an Wohnmöglichkeiten für Flüchtlinge in den Bundesländern Herr werden. Er wurde mit 1. Oktober des Vorjahres von der Regierung als Flüchtlingskoordinator bestellt.

Konrad will das nun etwa mit einer großangelegten Kampagne ("Ein Dach mehr. Fünf Flüchtlinge weniger") bewerkstelligen, die von Medien sowie der Werbeagentur Demner, Merlicek und Bergmann unterstützt wird. Auch einen Fernsehspot – von Wolfgang Ambros' "A Mensch möcht i bleibn" untermalt – wird es geben.

Mit den Spenden sollen Fertigteilhäuser aus Holz für Flüchtlinge finanziert werden. Pro Wohneinheit sollen vier bis fünf Flüchtlinge, pro Haus 50 bis maximal 70 Menschen, untergebracht werden. Von Großquartieren wolle man wegkommen. Von Vorteil sei, dass Fertigteilhäuser schnell aufgebaut und je nach Bedarf wieder abgebaut oder woanders eingesetzt werden könnten – etwa für andere soziale Einrichtungen oder im Falle von Katastrophen. Die Energiekosten fielen günstig aus.

500.000 Euro für 48 Personen

Das erste Wohnprojekt werde Konrads Verein "Österreich hilfsbereit" mit dem Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK), das die 24-Stunden-Betreuung der Flüchtlinge übernehmen wird, umsetzen. Mit 500.000 Euro könnten laut Konrad 48 Menschen untergebracht und betreut werden.

Unklar ist derzeit noch, wo die Fertigteilhäuser entstehen sollen. Die Grundstücke müssten die Gemeinden zur Verfügung stellen. Konkrete Zusagen gebe es aber noch nicht. Der Wohnraum sei jedenfalls noch nicht erschöpft, sagte Konrad: "Man muss ihn nur kriegen." Die Kampagne sei auch als Signal zu verstehen.

Vorbilder für das Projekt gibt es in Salzburg, wo das Rote Kreuz bereits rund 150 Flüchtlinge in zwei Holzfertighäusern betreut. Diese waren innerhalb von sieben Wochen bezugsfertig. Sollten die Gebäude nicht mehr für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden, hat das Land Salzburg ein Vorkaufsrecht. Ähnliche Vereinbarungen könnten mit anderen Bundesländern getroffen werden.

Treffen mit UNHCR

Neben fehlenden Quartieren beschäftigt den Flüchtlingskoordinator die Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) – vor allem von jenen in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen, wo etwa die Hälfte der aktuell rund 1.500 Untergebrachten UMFs sind. (Christa Minkin, 8.2.2016)