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Insgesamt standen rund 500 Rettungskräfte, darunter auch Helfer des Roten Kreuzes aus Tirol, im Einsatz.

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18 Fahrgäste wurden schwer verletzt, 90 erlitten leichte Verletzungen, teilte die Polizei mit.

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15 Hubschrauber waren vor Ort, drei davon vom ÖAMTC.

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Rosenheim / Bad Aibling – Was genau auf der Strecke zwischen Rosenheim und Holzkirchen passiert war, konnte der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstagnachmittag, nachdem er den Unglücksort besucht hatte, noch nicht sagen. "Es verbietet sich derzeit, über die Ursache Analysen anzustellen", meinte er bei einer Pressekonferenz. Die Staatsanwaltschaft in Rosenheim ermittelt, einem Zeitungsbericht zufolge könnte das Unglück womöglich auf menschliches Versagen zurückzuführen. Der Grund für das Unglück sei offenbar eine "verhängnisvolle Fehlentscheidung" eines Bahnmitarbeiters, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland, dem mehr als 30 Tageszeitungen angehören, am Dienstagabend unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Klar ist, dass die beiden Regionalzüge um 6.48 Uhr auf der eingleisigen Strecke mit hoher Geschwindigkeit zusammenstießen. Ermittler gehen davon aus, dass der Aufprall bei 100 km/h erfolgte. Dies ist die höchstzulässige Geschwindigkeit, und die beiden Lokführer hatten in einer Kurve keinen Sichtkontakt.

Es handelt sich um zwei Meridian-Züge, die von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betrieben werden. Diese private Bahn, die zu 100 Prozent der französischen Transdev-Gruppe gehört, verbindet München mit Südbayern. Die Regionalzüge fahren in Ferienregionen wie Tegernsee.

Ist auf der eingleisigen Strecke ein Zug unterwegs, muss der Gegenzug normalerweise im nächstgelegenen Bahnhof warten. Die Strecke ist mit einem PZB-90-System (Punkt-Zugsicherungs-Beeinflussungssystem) gesichert. Dieses soll Züge automatisch abbremsen, wenn sie sich unberechtigt in einem Abschnitt aufhalten.

Kein Mangel bei Prüfung

Klaus-Dieter Josel, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Bayern, erklärte, erst in der Vorwoche sei dieses Sicherungssystem überprüft worden, es habe keine Beanstandungen gegeben. Das PZB ist in Deutschland auf Haupt- und Nebenstrecken Pflicht, seit 2005 in Sachsen-Anhalt ein Regionalzug und ein Güterzug ebenfalls auf eingleisiger Strecke aufeinanderprallten und zehn Menschen starben.

Der Polizeipräsident von Oberbayern Süd, Robert Kopp, sagte, dies sei der "schwärzeste Faschingsdienstag" in Bayern. Er betonte aber auch, dass die Katastrophe noch schlimmer ausfallen hätte können, wenn Schulkinder in den Zügen gesessen hätten. Derzeit sind in Bayern Ferien, die Züge wurden am Dienstag hauptsächlich von Pendlern benutzt, die nach München fuhren oder von dort kamen.

Schwierig gestaltete sich die Bergung der zehn Leichen, der 18 Schwer- und 63 Leichtverletzten, da die Unglücksstelle am Waldrand neben einem Seitenkanal des Flusses Mangfall liegt. Zwei Menschen werden noch vermisst. Die Rettungskräfte kamen mit Hubschraubern und Booten, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dankte ausdrücklich auch den Einsatzkräften aus Österreich. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (VP) hatte Herman in einem persönlichen Telefonat am Nachmittag Hilfe angeboten. Auch Hubschrauber des ÖAMTC waren im Einsatz. Insgesamt saßen 150 Personen in den Zügen, unter den Toten sind auch die beiden Lokführer.

Aschermittwochtreffen abgesagt

Es ist das schwerste Zugunglück in Bayern seit 40 Jahren. Der Faschingsdienstagsumzug in Rosenheim fiel aus, am Nachmittag sagte dann die CSU den traditionellen politischen Aschermittwoch in Passau "aus Respekt vor den Opfern" ab. Es ist die erste Absage in der Geschichte der CSU.

Dem schlossen sich später die SPD, die Linkspartei, die FDP und die Grünen an, auch ihre Aschermittwochtreffen finden nicht statt. Deftige Bierzeltreden seien angesichts der Katastrophe nicht angebracht, hieß es parteiübergreifend. (bau, 9.2.2016)