Michael Ritsch will vom Zwergenimage der SPÖ Vorarlberg wieder loskommen.

Foto: Dietmar Stiplovsek

Bregenz – Bei der Landtagswahl 2014 passierte, was Michael Ritsch und Genossen zwar prognostiziert haben, parteiintern aber nicht für realistisch gehalten wurde: Die SPÖ schnitt noch schlechter ab als 2009, fiel von mageren zehn auf 8,8 Prozent. Aus den angepeilten 20.000 Stimmen wurden nicht einmal 15.000.

Die Grünen wurden mit 17 Prozent fast doppelt so stark, die Neos kamen mit 6,9 Prozent als Neustarter den etablierten Roten bedrohlich nahe. Die SPÖ Vorarlberg ließ das Ergebnis von Günther Ogris (Sora) analysieren. Landesgeschäftsführer Reinhold Einwallner: "Verloren haben wir weniger an die anderen Parteien als an die Nichtwähler." Erneut hätte sich die Aktivierungsschwäche der SPÖ gezeigt.

Mit drei Landtagsmandaten schaffte die SPÖ gerade noch die Klubstärke. Michael Ritsch blieb Klubobmann und Parteivorsitzender, für die große Rochade fehlte das Personal. Ritsch hatte versucht, das Ruder mit einer unkonventionellen Wahlkampagne herumzureißen, ließ Gartenzwerge im ganzen Land als Werbeträger verteilen. Die unfreiwillig komische Kampagne löste auch parteiintern Kritik aus. Oft gehört beim Parteitag 2014: "Man muss sich nicht kleiner machen, als man eh schon ist."

Visionen zur Wahl 2019

Bis Herbst 2017, zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl, ein Jahr vor der Nationalratswahl, will man sich neu aufstellen. Organisatorisch und inhaltlich. Erarbeitet soll das "Visionspapier 2020–2030" in acht Arbeitsgruppen werden. Der Prozess laufe parallel zur Erneuerung der Bundespartei, sagt Reinhold Einwallner. Man schaue zur Ideenfindung auch in die Nachbarländer, nicht nur nach Österreich.

Die Visionsgruppen sind Ergebnis einer breiten Umfrage unter Mitgliedern und parteifreien Kandidatinnen und Kandidaten. 1.800 wurden befragt, rund 16 Prozent haben geantwortet. Nun soll an den am häufigsten genannten Themen – Organisation, Personalentwicklung, Wohnen, Soziales, Arbeit, Gesundheit, Sicherheit – gearbeitet werden. Die Cheffrage wurde und wird nicht gestellt. "Zuerst Inhalte, dann Personen", lautet Michael Ritschs Credo. (Jutta Berger, 9.2.2016)