Der Verein gegen Tierfabriken organisierte im Juli 2015 eine provokante Protestaktion gegen Gatterjagd am Stephansplatz in Wien.

APA/VGT

Im Zuge einer Protestaktion stellte der VGT einen Hochstand am Wiener Stephansplatz auf. Als Pröll und Mensdorff-Pouilly maskierte Aktivisten hantierten mit Gewehren.

Herbert Corn

Aus Protest schlüpften Aktivisten in die Rolle erschossener Wildtiere.

Herbert Corn

Wien – Die vergangenen Wochen waren von Wortgefechten zwischen Jagdfreund und -feind geprägt. Die Aufregung und der Einfallsreichtum für Protestaktionen der Wildtierschützer gegen Jäger und die Praxis der Gatterjagd war groß.

Im Zuge der medialen Schlacht fielen Prominente Namen wie Josef Pröll oder Alfons Mensdorff-Pouilly. Aber auch dem Unternehmer Max Mayr-Melnhof und dem Generalsekretär der österreichischen Landesjagdverbände, Peter Lebersorger, wurde seitens der Tierschutzorganisation "Verein gegen Tierfabriken"(VGT) besondere Beachtung zuteil.

Awards und Anzeigen

Die Jadgsaison endete mit 31. Jänner. Wenige Tage später wurden am dritten Februar in Form der "Gatterjagd Awards", besondere Verdienste in Sachen Jagd seitens des VGT ausgezeichnet. Dabei erhielt der als Gatterjägermeister bezeichnete Josef Pröll beispielsweise Die goldene Scheuklappe. Lebersorger, der sich gegen die Verhütung bei gezüchteten Wildtieren als Alternative zum Abschuss aussprach, wurde mit dem Goldenen Kondom gekürt.

Es blieb allerdings nicht bei medialen Auftritten und öffentlichen Protestaktionen. Die Tierschutzorganisation dokumentierte darüber hinaus die Jagd auf Zuchttiere und erhob zahlreiche Anzeigen wegen Verstoßes gegen den Paragrafen 222, Tierquälerei. Der Obmann des Vereins für Tierfabriken hat sich durch sein Vorgehen gegen prominente Jagdbegeisterte bisher zwölf Verwaltungsstrafverfahren und drei Zivilklagen eingehandelt.

Expertengutachten

Der Verein gegen Tierfabriken bezieht sich in seiner Argumentation gegen Gatterjagd und das Aussetzen von Zuchttieren zu Jagdzwecken nun auf wissenschaftliche Belege. Dabei wird Bezug auf ein Gutachten der Wildbiologin und Jagdexpertin Karoline Schmidt genommen. Und auch ein Bericht von Hans Frey, Universitätslektor für veterinärmedizinische Zoologie, wird von VGT herangezogen, um faktenbasiert zu argumentieren.

Stresshormone und Golfbälle

Schmidt zufolge steige im Zuge der Gatterjagd die Produktion an Stresshormonen bei den verfolgten Tieren massiv an. Dies setze die Fleischqualität stark herunter und sei auch der Grund, weshalb die Mehrheit an Jägern die Jagd im Gatter generell ablehne.

Bildhaft beschrieb die Biologin, dass es beim Golfspielen das Ziel sei, den Ball ins Loch zu bringen, und bei der Jagd sei es eben das tote Tier. Jäger könnten argumentieren, dass man beim Golf den Ball ja auch nicht einloche, indem man den Golfball einfach per Hand im Loch versenke. Um den Weg zum Ziel besonders reizvoll zu gestalten, mache man die Jagd also absichtlich schwieriger. Es handle sich wortwörtlich um eine Leidenschaft, die Leiden schafft. "Tiere sind aber keine Golfbälle", schloss Schmidt ihren Vergleich ab.

Orientierung an Tierschutz

Die Jagd auf ausgesetztes Federwild steht im Hauptinteresse der Untersuchungen Freys, wobei er darauf verweist, dass es sich bei der Praktik der Jagd zwar per se um keinen Tatbestand handle, solange sie sich an den Gesetzen des Tierschutzes orientiere und ökonomische Gründe nicht im Vordergrund stünden.

Zusammenfassend werde, den Gutachtern zufolge, bei Treibjagden in abgeschlossenen Gebieten gegen die Grundsätze der Weidegerechtigkeit und des Tierschutzes verstoßen.

Verbot der Gatterjagd

Ein Verbot der Gatterjagd und die Überarbeitung von Jagdgesetzen wird auch in mehreren Bundesländern diskutiert. Aktuell ist in vier der neun Bundesländer das Ausüben der Jagd im Gatter erlaubt, nämlich in Wien, im Burgenland, in Niederösterreich und in Salzburg. (Anna Celine Mark, 11.2.2016)