Der Klagenfurter Chef der Grünen, Reinhard Schinner, ist per Statut ab sofort "Parteiobfrau".

Foto: Grüne Klagenfurt

Klagenfurt – Die Meldung aus Kärnten wurde am Faschingdienstag lanciert und fand daher nicht wirklich gleich Eingang in die Nachrichtenportale. "Nein, Nein, es ist wirklich kein Scherz" , beteuert Reinhard Schinner. Die Grünen in Klagenfurt hätten tatsächlich bei ihrer letzten Mitgliederversammlung mehrheitlich beschlossen, alle Mitglieder mit der weiblichen Geschlechtsform zu bezeichnen.

Reinhard Schinner ist ab sofort per Statut "ihres Zeichens Obfrau der Stadtpartei". "Wir wollten ganz bewusst einen radikalen Schritt und ein Zeichen nach außen setzen", sagt die nunmehrige "Parteivorsitzende" Schinner im Gespräch mit dem STANDARD. "Sprache wirkt auf unsere Weltsicht. Wir setzen damit für die weibliche Mehrheit der Bevölkerung ein klares Signal, dass sie auch in der Sprache sichtbar sein darf. Wenn es weibliche Landeshauptmänner gibt und viele daran nichts Absurdes sehen, dann muss zum Beispiel eine männliche Parteiobfrau in Klagenfurt genauso möglich sein."

In der Mitgliederversammlung hätten nur zwei Männer und zwei Frauen gegen die Statutenänderung gestimmt.

"Weibliche Form für alle 12 bis 15 Geschlechter gedacht"

Anstatt die Wörter zu gendern, was zunehmend schwerer zu lesen sei, werde nun eben ausschließlich die weibliche Form verwendet. Aus Obmann wird Obfrau, aus Vorsitzender eine Vorsitzende, aus Referent eine Referentin.

Natürlich könnten Männer auch weiterhin "männlich angesprochen werden", geändert habe sich ja nur die Sprache im Statut. Auch wenn die weibliche Form vorerst nur im Statut verankert sei, wollen die Grünen diese Initiative aber auch in Aussendungen der Partei weiterziehen, sagt Schinner. Die weibliche Form sei übrigens "für alle bestehenden 12 bis 15 Geschlechter" gedacht.

Als weiteres Zeichen für die Gleichbehandlung haben die Grünen Klagenfurt ab sofort auch den Namenszusatz "Zeleni v Celovcu" – die slowenische Bezeichnung für "Die Grünen in Klagenfurt" – per Statut hinzugefügt.

Auch steirische Grüne mit weiblichem Statut

Die Klagenfurter Grünen sind aber nicht die ersten ihrer Partei, die eine weibliche Benennung vorziehen. Die steirischen Grünen verfügen bereits seit 2014 über ein "weibliches Statut". Dort ist ausschließlich nur noch von "Landessprecherin", "die Finanzreferentin" , vom Grünen "Gemeindevertreterinnenverband" oder der "Landesgeschäftsführerin" die Rede.

Noch einen Schritt weiter sind die Grünen in Tirol gegangen. Hier hat die weibliche Sprachform sogar Eingang in die Gesetzesmaterie gefunden. Das Tiroler Kinder- und Jugendhilfegesetz ist mit wenigen Ausnahmen in weiblicher Form abfasst worden. Bei Bezeichnungen wie "Bereitschaftspflegerinnen" wird etwa nicht mehr extra die männliche Form erwähnt. (Walter Müller, 10.2.2016)