Florian Teichtmeister (Peter Palfinger), Hary Prinz (Stefan Sandberger).

Foto: ORF/Satel Film/Hubert Mican

Salzburg/Wien – Der ORF setzt nach seiner "Landkrimi"-Serie weiter auf Unterhaltung mit Lokalkolorit. Mit "Die Toten von Salzburg" geht nun erstmals ein bayrisch-österreichisches Ermittlerduo auf Verbrecherjagd. Die Koproduktion mit dem ZDF feierte am Dienstagabend in Salzburg Premiere. Erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wird der TV-Krimi Anfang März.

Ein Immobilienmakler wird ermordet in einem Waldstück bei Salzburg aufgefunden. Das Opfer hatte einst zahlreiche Anleger mit einem Pyramidensystem betrogen, bevor es sich nach Bayern absetzte, um nicht von der österreichischen Justiz belangt zu werden. Nicht ganz freiwillig übernehmen Kommissare aus beiden Ländern die Ermittlungen. Verschieden sind nicht nur die Herangehensweisen der neuen Partner.

Behindert – na und?

Der Salzburger Major Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) sitzt seit einem Unfall beim Paragleiten im Rollstuhl. Er ist direkt, goschert und zeigt seinem Umfeld klar: Behindert – na und? Das ist doch überhaupt kein Thema. Sein bayerischer Kollege Kriminalhauptkommissar Hubert Mur (Michael Fitz) ist da anders geschnitzt. Er macht keinen Hehl daraus, dass er einen Kollegen mit Behinderung nicht ernst nimmt. Mit dem "Rollmops" kann er nichts anfangen. So kommt es, dass beide bei der Aufklärung des Falls zunächst neben- statt miteinander ermitteln. Unterstützung bekommt Palfinger allerdings von der schlagfertigen Nachwuchsermittlerin Irene Russmeyer (Fanny Krausz).

Konflikt Bayern – Österreich

"Mich hat vor allem der Konflikt zwischen Bayern und Österreichern interessiert. Das sind an sich ja artverwandte Völker, aber eben doch mit den kleinen Unterschieden, die auch gepflegt werden", sagte der Salzburger Regisseur Erhard Riedlsperger. "Die Toten von Salzburg" bedient durchaus zahlreiche Klischees. Aber der TV-Krimi bedient sie gerade dort nicht, wo die Fallen am größten gewesen wären. So bleiben die Attraktionen Salzburgs kein Selbstzweck im Sinne einer Tourismuswerbung – auch wenn Stadt und Land die Produktion finanziell unterstützt haben – sondern sind unaufgeregt als Kulisse in die Geschichte integriert. Selbst in der Anfangssequenz, wo die Kamera einem Raben beim Überflug über Festung und Altstadt folgt, hängen die Wolken tief.

Politisch inkorrekt

Am stärksten ist der Film aber, wenn er auf die kleinen Diskriminierungen Behinderter im Alltag verweist, auf die schiefen Blicke der Körper-Fetischisten im Fitnessstudio, auf das ungewollte Mitleid, auf die unausgesprochene Frage, wie das als Rollstuhlfahrer so mit dem Sex klappt. Dabei bleibt der Krimi stets politisch inkorrekt: "Heute ist kein Behindertentag", sagt der Regisseur einer Festspiel-Aufführung einmal, als der Kommissar im Zuge der Ermittlungen in eine Probe rollt.

Dazu kommt die Souveränität, mit der der Kommissar im Rollstuhl Hindernisse meistert: Wurzeln im Wald, Kopfsteinpflaster, die steile Rampen in der Salzburger Altstadt. Dabei schreckt er auch vor waghalsigen Abfahrten von den Stadtbergen nicht zurück. Er habe viel für die Rolle recherchiert, sagte Florian Teichtmeister. Er führte Gespräche mit Betroffenen, versuchte sich anzueignen, was Menschen lernen, die sich auf ein Leben im Rollstuhl einstellen müssen und war zur Vorbereitung selbst zwei Wochen lang im Rolli unterwegs. Das machte sich bezahlt: Seine authentische Darstellung wurde am Dienstag auch von behinderten Besuchern im Premierenpublikum gelobt.

Ausstrahlung am 2. März

"Die Toten von Salzburg" wird am 2. März um 20.15 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt, das ZDF folgt voraussichtlich im Herbst. In den weiteren Rollen zu sehen sind etwa Erwin Steinhauer, Harald Windisch, Simon Hatzl, Susanne Zrost, Max Müller und Isabel Karajan. Passen die Quoten, gilt eine Fortsetzung als nicht unwahrscheinlich. Das Drehbuch für einen zweiten Teil soll zu großen Teilen bereits fertig sein. (APA, 10.02.2016)