Wien – Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) empfiehlt der Regierung eine deutliche Aufstockung der Mittel für die Universitäten sowie der Forschungsförderungsinstitutionen FWF und FFG. An den Unis müsse außerdem eine mit Zugangsregeln verbundene, an den Kapazitäten der Hochschulen orientierte Studienplatzfinanzierung eingeführt werden, so RFT-Präsident Hannes Androsch am Mittwoch.

Konkret sollen die Mittel des vor allem Grundlagenforschung fördernden Wissenschaftsfonds FWF sowie der vor allem die angewandte Forschung unterstützenden Forschungsförderungsgesellschaft FFG um je 100 Millionen Euro pro Jahr angehoben werden. Das würde sich im Finanzrahmen für die Jahre 2017 bis 2020 mit insgesamt 800 Millionen Euro zusätzlich niederschlagen, heißt es in der Rats-Empfehlung.

Selbst gesetzte Ziele nicht erreichbar

Außerdem soll die Grundfinanzierung der Unis in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021 von derzeit rund 8,4 Milliarden Euro (2016 bis 2018) um 1,35 Millionen Euro – also jährlich 450 Millionen – erhöht werden. Jährlich 100 Millionen Euro sollen außerdem (neben den bereits fixierten Mitteln für das Institute of Science and Technology Austria) in Mittel zur Stärkung der Exzellenz fließen – etwa an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), für internationale Mitgliedschaften oder Forschungsinfrastruktur.

Selbst bei Umsetzung all dieser Maßnahmen würde Österreich seine selbstgesteckten Ziele einer Forschungsquote von 3,76 Prozent bis zum Jahr 2020 bzw. einer Quote von zwei Prozent für den tertiären Sektor nicht erreichen, betonte Androsch bei einer Pressekonferenz. "Wir nehmen also auf die Beengtheit der Staatsfinanzen Rücksicht." Und: "Diese Dinge sind die Mindestanforderungen und bleiben weit unter dem, was die Regierung sich selbst als Vorgabe gestellt hat."

Kapazitätenorientierte Steuerung gefordert

Die Notwendigkeit einer Erhöhung der Mittel belegte Androsch mit einem Vergleich mit Bayern und der Schweiz. In Österreich stünden den Unis mit rund 305.000 Studenten jährlich etwa 3,8 Milliarden Euro zur Verfügung – in der Schweiz seien es dagegen 7,2 Milliarden Euro für nur 145.000 Studenten, in Bayern 6,3 Milliarden Euro für 240.000 Studenten.

"Aber es ist nicht nur das Geld", so der RFT-Vorsitzende: Die Schweiz habe etwa nur halb so viele Studierende wie Österreich. "Aber was haben wir von (inklusive Fachhochschulen, Anm.) 357.000 Studenten am Papier, wenn wir nachweislich feststellen können, dass ein Drittel keine Prüfung macht?" Und: "Studium, das haben uns die Altvorderen gelehrt, kommt von Studieren und nicht von Flanieren – obwohl auch das sein soll, so puritanisch wollen wir nicht sein."

Zu wenige Zugangsregelungen

Die Universitäten bräuchten daher eine kapazitätsorientierte Steuerung. Derzeit würden nur in wenigen Fächern Zugangsregeln bestehen – und selbst in diesen sei die zur Verfügung stehende Platzzahl angesichts der tatsächlichen Kapazitäten oft zu hoch bemessen, so Androsch. Gleichzeitig müsste aber das Stipendiensystem aus- und soziale Hemmnisse für "nicht-traditionelle" Studieninteressierte abgebaut werden.

Seine Funktion sieht Rats-Chef Androsch dabei realistisch: "Wir haben nichts zu fordern. Der Rat ist als Hofnarr eingerichtet und gibt Empfehlungen." Ob die Regierung sich daran halte, sei eine politische Entscheidung: "Wir können ihr nicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung politischen Mut einflößen." (APA, 10.2.2016)