Bild: XCOM 2
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Das Wichtigste zuerst: "Xcom 2" ist ein großartiges Spiel, das sowohl Taktikprofis als auch ambitionierte Neueinsteiger begeistern und wochenlang an die Bildschirme fesseln wird. Dabei schaffen es die Strategieprofis von Firaxis, mit kleinen, aber entscheidenden Neuerungen die Reihe nochmals aufzufrischen. Die Haare in der Suppe finden sich in (hoffentlich bald ausgebügelten) Bugs und kleineren spielmechanischen Ärgerlichkeiten, die die Freude am gelungenen neuen Teil der Kultserie jedoch nur ein kleines bisschen trüben können.

Die oft kopierte, aber kaum jemals in ihrer süchtig machenden Intensität erreichte Rezeptur ist seit dem allerersten Teil der Serie, dem vor bereits 22 Jahren erschienenen "Ufo – Enemy Unknown", in den USA als "X-Com: Ufo Defense" vermarktet, im Grunde unverändert geblieben: Als Anführer einer internationalen militärischen Organisation kämpfen Spielerinnen und Spieler gegen einen aggressiven außerirdischen Angreifer. Während auf der Weltkarte und in der Basis Einsatzziele ausgewählt, Ressourcen gesammelt und Forschung sowie Entwicklung gemanagt werden müssen, ist das taktische Herzstück der Reihe seit jeher der rundenbasierte taktische Kampf gegen die Alien-Übermacht: Eine kleine Handvoll Soldaten – zu Beginn vier, später maximal sechs – zieht in zufallsgenerierten Städten, Wäldern und militärischen Einrichtungen gegen den stets zahlenmäßig überlegenen Feind zu Felde. Im Wechselspiel zwischen diesen fordernden Einsätzen und der Verwaltung von Truppen, Missionen und Ausrüstung entfaltet sich ein aufreibend spannendes Spielerlebnis, das seinem Ruf als Zeitfresser unweigerlich gerecht wird.

Frischer Lack auf bewährtem Boliden

"Xcom 2" behält die vereinfachten Grundmechaniken des Serienreboots von 2012 bei, erweitert diese jedoch um einige neue Elemente. Und auch an der Ausgangssituation hat sich Wichtiges verändert: Der Abwehrkrieg der globalen Xcom-Allianz gegen den von außen eindringenden Feind ist verloren – die Aliens sind nun die neuen Herren der Erde, und der Kampf hat sich zum Guerrilla-Krieg gegen eine okkupierende Feindesmacht gewandelt. Am augenscheinlichsten ist dieser Szenariowechsel im neuen, mobilen Hauptquartier in einem ausgeschlachteten Alien-Raumschiff, und in einer neuen Spielmechanik: In vielen Missionen dürfen Spielerinnen und Spieler ihr Team aus Spezialisten aus dem Hinterhalt zuschlagen lassen und dank "Concealment" dem Feind nach sorgfältiger Vorbereitung in den Rücken fallen.

Die relativ kurzen, aber stets fordernden Scharmützel werden dabei häufiger als zuvor durch Zeitlimits und wechselnde Missionsziele zur nervenzerreißenden Angelegenheit. Und das trotz – oder wegen – der eigentlich bestechend simplen Grundmechanik: Jede Einheit hat pro Runde nur zwei Aktionen – Bewegung, Angriff, Nachladen, Spezialfähigkeit einsetzen und so weiter – zur Verfügung; während der Feind am Zug ist, können nur jene Einheiten reagieren, die sich per "Overwatch" eine Aktion aufgespart haben. Kampferfahrene Veteranen wachsen durch Beförderungen und im Spielverlauf freigeschaltete neue Waffen und Fähigkeiten vom Kanonenfutter zu einzigartigen, durchschlagskräftigen Helden heran, die zudem im Editor in vielen Details – vom Gesicht über Tattoos, Kleidung und Frisur bis hin zur Attitüde – personalisiert und selbst gestaltet werden können. Dementsprechend bitter ist auch der oft unvermeidbare Verlust dieser liebgewonnenen Figuren im stetig eskalierenden Kampf gegen die in vielen unterschiedlichen Formen auftauchenden Alien-Kontrahenten.

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Von der Tattoowahl bis zur Globalstrategie

Das sorgfältige Mikromanagement taktischer Einsätze und einzelner, oft über viele Missionen gehegter und gepflegter Soldatinnen und Soldaten steht dem globalen Missionsziel gegenüber, in dem Territorien erobert, Verbündete kontaktiert und bedrohliche Alienpläne langfristig sabotiert werden. Und auch in diesem Teil des Spiels, der die kurzweiligen, sich stetig verschärfenden militärischen Einsätze zusammenhält und begründet, ist Zeitdruck ein Faktor: Lassen sich Spielerinnen und Spieler zu viel Zeit mit der Befreiung des Planeten, können die außerirdischen Invasoren ihr bedrohlich heranrückendes Weltuntergangsprojekt fertigstellen.

Der Countdown zu diesem "Game Over" ist das größte Zahnrad der bis in kleinste Details fortgesetzten Stressmechanik. Noch drei Runden bis zum Scheitern eines Einsatzes; noch vier Tage bis zum Fertigstellen des händeringend erwarteten neuen Forschungsprojekts; noch zwölf Tage, bis die schwer verwundete Scharfschützin wieder einsatzbereit ist; nur mehr zwei Wochen, bis die Weltuntergangsuhr ein fatales Ticken weiter vorrückt: In seiner perfiden Mischung aus kleinsten und globalen Countdowns baut "Xcom 2" eine durchaus enervierende Atmosphäre des konstanten Ausnahmezustands auf.

Wenig stressresistente Spielerinnen und Spieler seien gewarnt: Angesichts ständig eskalierender Herausforderungen stellt sich außer im einfachsten Schwierigkeitsgrad kaum jemals das beruhigende Gefühl von Übermacht oder auch nur Kontrolle der dramatischen Situation ein. Dass dieses permanente Verwalten von Mängeln und stetig neuer Herausforderungen nicht in Burnout, sondern verbissener Motivation mündet, ist das Kunststück, das "Xcom 2" zum allergrößten Teil gelingt.

Würfelglück und Speicherpech

Dass "Xcom 2" bei aller Belohnung von taktischer und strategischer Intelligenz dennoch manchmal zum Haareraufen verleitet, ist einer Grundmechanik geschuldet, die schon seit dem Reboot 2012 die Gemüter erregt: Weil der Erfolg vieler Aktionen neben der jeweiligen Fähigkeit des Soldaten auch vom Würfelglück abhängt, gehen manchmal auch Präzisionsschüsse mit angezeigter Trefferwahrscheinlichkeit von 90 Prozent daneben, während absurd erscheinende gegnerische Zufallstreffer die eigenen Truppen dezimieren. Um exzessives Tricksen mit der Save-Funktion zu verhindern, bleiben diese Würfelergebnisse allerdings auch beim Neuladen einer verfahrenen Situation gleich – weil die vor dem jeweiligen Rundenbeginn errechnete Random-Number-Tabelle im Hintergrund unverändert bleibt.

Während diese Lösung vor allem Perfektionisten verbittert, die per Speichern und Neuladen verschiedene taktische Zugänge erproben wollen, zuckt die Hardcore-Crowd allerdings nur die Achseln: Im legendär schwierigen "Iron Man"-Mode, für viele Puristen die einzig wahre "Xcom"-Erfahrung, gibt es ohnedies nur das automatische Speichern beim Ausstieg aus dem Spiel und jeder Tod ist endgültig. Wer einen Mittelweg wählt, sprich: bei zur Katastrophe ausartenden Missionen diese nochmals von vorn beginnt, wird bei unterschiedlichem taktischen Vorgehen aber auf jeden Fall auch Erfolgserlebnisse verbuchen können; nur das "Ausbügeln" unglücklicher einzelner Aktionen bleibt aus den obengenannten Gründen unmöglich.

Dass Firaxis für exzessives Speichern wenig Verständnis hat, zeigt sich übrigens auch in einem unschönen technischen Detail: Durch sporadisch auftauchende fehlerhafte Datierung der eigenen Spielstände entsteht zusätzliches Verwirrpotenzial. Wie überhaupt einige technische Stolperer das ansonsten ungetrübte Hochglanz-Feeling stören: Ungünstige Kameraplatzierungen verstellen hin und wieder den Blick auf das Spielfeld, und der eine oder andere Darstellungsbug lässt Soldaten schweben oder den Bildschirm im Sichtfeld schwarz bleiben. Zusammen mit einigen wenigen Abstürzen ergibt sich daraus die Hoffnung, dass diese Schönheitsmängel bald per Patch behoben werden – die Freude am Spiel wird dadurch allerdings schon jetzt kaum getrübt. Dank vorbildlicher Einbindung der Modding-Community sollte auch für Sonderwünsche genügend Raum bleiben – so lassen sich bereits jetzt, wenige Tage nach Veröffentlichung, per Mod einige stressende Missionscountdowns deaktivieren oder verlängern.

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Weltretten für Veteranen und Rookies

"Xcom 2" schafft es trotz der genannten Schönheitsfehler, durch seine meisterhafte Verknüpfung perfekt abgestimmter Spielmechaniken einen gewaltigen Motivationssog zu entfalten. Sein Herzstück, der taktische Rundenkampf, bleibt trotz klarer, simpler Regeln dank stetig wachsender Herausforderung immer aufs Neue spannend und fügt sich mit dem ihn untermalenden Globalstrategieteil zu einem Ausnahmespiel, das sowohl Veteranen als auch Neueinsteiger begeistern wird – Stressresistenz vorausgesetzt.

Dass der Weltrettungseinsatz überdies dank filmischer Perspektivwechsel, umwerfend detaillierter Figuren und dramatischer Kampfsequenzen nur mehr entfernt an die statischen Großväter des Rundenstrategiegenres erinnert und in Design, Sprachausgabe, Musik und allgemeiner Präsentation die hübscheste Inkarnation eines über zwei Jahrzehnte alten, aber unverwüstlichen Spielprinzips ist, ist da schon fast nebensächlich. "Xcom 2" ist dank kluger, aber behutsamer Weiterentwicklung, gewohnt fesselndem Spielprinzip und gefährlich motivierendem Gameplay schlicht ein moderner Instant-Klassiker – das beste "Xcom", das es je gab. (Rainer Sigl, 11.2.2016)

"Xcom 2" ist ab 16 Jahren für Windows, Mac und Linux erschienen. UVP: 49,99 Euro.