Bild nicht mehr verfügbar.

Einer der aufgedeckten Football-Leaks-Fälle dreht sich um den Waliser Gareth Bale.

Foto: AP/ Manu Fernandez

"Die Zeit der Transparenz ist gekommen." Das hoffen zumindest die Betreiber der Whistleblowing-Plattform "Football Leaks", die seit Monaten – in Anlehnung an das Enthüllungsportal Wikileaks von Julian Assange – häppchenweise brisante Vertragsdetails und dubiose Geschäftspraktiken von Spielertransfers im internationalen Fußball veröffentlichen. "Unser Antrieb ist es, all denen das Handwerk zu legen, die sich zu Unrecht an dem Volkssport Fußball bereichern. Wir wollen eine neue Ära im Fußball einläuten", sagte ein Sprecher der Internetplattform im Interview mit dem "Spiegel".

500 Gigabyte an Dokumenten

In der Branche wird wild spekuliert, wer hinter den in Portugal operierenden Aufdeckern steckt und durch welches Leck die vertraulichen Informationen sickern. Es soll sich jedenfalls nicht um einen erfolgreichen Hackerangriff auf das elektronische Transfer-Matching-System des Weltverbandes Fifa handeln. 500 Gigabyte an Dokumenten sollen – wie auch immer – schon an die Fußballweltverbesserer geflossen sein. Da sie sich außerhalb der Fanlager vor allem Feinde machen, wollen sie anonym bleiben. Die Angst vor Repressalien ist groß. Die Website liegt aus Sicherheitsgründen auf einem russischen Provider, da Zusammenarbeit mit westlichen Behörden aufgrund der politischen Verhältnisse sehr unwahrscheinlich ist.

Posse um Bale und Ronaldo

Ein Spielervermittler, der in den veröffentlichten Akten immer wieder auftaucht, ist Jorge Mendes, der wohl einflussreichste Profifußball-Manager. Der portugiesische "Superagent" zählt Trainer wie Jose Mourinho oder Luiz Felipe Scolari und Spieler wie Diego Costa, Pepe oder Cristiano Ronaldo zu seinen Kunden. Und in diesem Zusammenhang ist auch einer der bizarreren Fälle der Enthüllungen zu erwähnen: Der Transfer von Gareth Bale im Sommer 2013 von Tottenham zu Real Madrid. Um Ronaldo eine Entthronung als teuersten Transfer zu ersparen, musste sich der Waliser damit zufrieden geben, mit einer Ablöse von 91 Millionen Euro offiziell nur als zweitteuerster Spieler zu gelten. Laut Football Leaks machte die Transfersumme allerdings über 100 Millionen Euro und damit mehr als jene des Portugiesen aus.

Brisante Enthüllungen um Trainer Jorge Jesús

Eine explosivere Akte gibt es um Trainer Jorge Jesús, der im Sommer Benfica Lissabon verließ und für das stattliche Gehalt von 20 Prozent des Vereinsbudgets bei Sporting anheuerte. Detail am Rande: Der Portugiese arbeitete bereits für Sporting, kassierte jedoch noch Lohn von Benfica und nahm obendrein Software zu seinem neuen Arbeitgeber mit. Für diese Industriespionage fordert Benfica eine Entschädigung von einem Euro pro Anhänger. In Anbetracht von mehreren Millionen Fans nicht gerade kostengünstig.

Ärger für Twente

Eine Enthüllung brachte den niederländischen Erstligisten Twente Enschede in die Bredouille. Weil der Klub die Transferrechte von fünf Spielern an eine in Malta ansässige Sports-Investment-Gruppe namens Doyen verkaufte, wurde der Klub für drei Jahre von allen internationalen Bewerben ausgeschlossen. Die Fifa verbietet nämlich seit 2015, dass Transferrechte an Dritte abgetreten werden. Interessant war eine Zusatzvereinbarung, die Twente verpflichtete, Doyen zu entschädigen, falls der Verein ein Angebot für einen der fünf Spieler ablehnte. Der Vereinsboss musste wegen der Affäre den Hut nehmen, dem Verein droht der Lizenzentzug.

Kuriosum um Keeper David De Gea

Erst am Dienstag wurde die Fußballwelt dank Football-Leaks um eine Anekdote reicher. Wäre der spanische Keeper David De Gea von Manchester United zu Real gewechselt, hätte er in Madrid ein Grundgehalt von lediglich 6.000 Euro kassiert. Die vereinbarten Prämien hätten allerdings über 11 Millionen Euro ausgemacht.

Der Transfermarkt ist in seiner Gesamtheit ein kaum überschaubarer Geschäftsbereich. Allein im letzten Jahr sind laut Fifa 3,7 Milliarden Euro umgesetzt worden. "Ein solch intransparentes Geschäft wie der Fußball ist ein Paradies für Korruption, Geldwäsche und Steuerbetrug", sagte der Sprecher dem Spiegel. Und genau das gelte es zu ändern. (honz, 10.2.2016)