Othmar Karas, der EU-Delegationsleiter, ist gegen Zäune an Österreichs Grenzen, wie sie seine ÖVP-Parteikollegen in Österreich fordern und aufstellen.

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Brüssel – In der Frage möglicher Grenzzäune an der Brenner-Grenze stellt sich der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, klar gegen die Parteilinie. "Zäune sind kurzsichtiges Handeln und ein Ausdruck der Schwäche von Politik", kritisierte Karas am Donnerstag in einer Aussendung, in der er sich gemeinsam mit dem Südtiroler EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann (SVP) gegen die Zaunpläne stellte.

"Hundert Jahre österreichische Südtirolpolitik stehen auf dem Spiel", warnen die beiden Politiker. "Zäune im Schengenraum lösen keine Probleme, sondern lösen eine Lawine von unabsehbaren politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Konsequenzen aus," heißt es weiter.

Warnung vor europäischem Scheitern

Karas drängt auf eine gemeinsame europäische Lösung: "Wir laufen in Gefahr, in Kürze mehr Zäune in Europa als in Zeiten des Kalten Krieges zu haben. Dies wäre das historische Scheitern einer Politikergeneration," Niemand in Europa könne den Flüchtlingsansturm allein bewältigen. "Es gibt nur gemeinsame europäische Lösungen oder gar keine Lösungen", so Karas.

Dorfmann befürchtet starke massive Einschränkungen für Pendler, Wirtschaft und Gäste. "Die Öffnung der Brennergrenze ist für uns Südtiroler einer der größten politischen Erfolge der letzten Jahrzehnte, den man nicht aufs Spiel setzen sollte. Über die hässliche Symbolik hinaus, würde das das tägliche Leben von hunderttausenden Menschen beidseits der Staatsgrenze erschweren", betonte Dorfmann. (APA, 11.2.2016)