Um die Zukunft des Zögernitz wird seit zwei Jahren gestritten.

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Wien – Es brodelt in Wien-Döbling. Seit 37 Jahren in ÖVP-Hand, und mit Bezirksvorsteher Adolf Tiller an der Spitze, sorgt dort der Streit um die Zukunft des Casino Zögernitz nun auch für Unstimmigkeiten innerhalb von Tillers Fraktion.

Als im Jänner die Umwidmung der Biedermeierresidenz im Bezirksparlament auf der Tagesordnung stand, wurde hitzig debattiert. Mit 23 zu 22 Stimmen wurde die Umwidmung knapp durchgewinkt. Die Bezirksfraktionen der SPÖ und Grünen stimmten dafür, FPÖ und Neos dagegen. Die ÖVP war sich nicht einig.

Zehn ÖVPler gegen Projekt

Tiller, der sich für das Projekt starkmacht ("Die Sanierung ist uns das Wichtigste auf der Welt"), wurde von nur vier der 16 ÖVP-Mandatare unterstützt. Zehn Bezirks-ÖVPler stimmten dagegen.

Die Projektgegner befürchten, dass der Eigentümer, Immobilieninvestor Hermann Rauter, sich nicht an sein Versprechen halten wird, das Casino zu sanieren und öffentlich zugänglich zu machen. Tiller versucht zu beschwichtigen: Döbling habe nur unter Bedingungen zugestimmt.

Konkret wurde im Bezirk darüber entschieden, ob die Stellungnahme zum Bauprojekt in der jetzigen Form an den Gemeinderat übermittelt werden sollte. Darin wird die Stadt etwa ersucht, "zeitgleich zur Widmung" einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor abzuschließen – um die Sanierung rechtlich abzusichern.

Entscheidung bei Stadt

Freilich hat der Bezirk nur Mitspracherecht. Die Entscheidung liegt bei der Stadt. Und die Baugegner zweifeln daran, ob sie die Bezirksforderungen erfüllen wird. Tiller dazu: "Dann haben sie mit uns im Bezirk einen furchtbaren Krieg bei der Bauverhandlung."

Inhaber Rauter hat für diesen Fall vorgesorgt: Er habe eine Mediation mit den Bürgern beauftragt, die in Kürze starten soll.

Aus seiner Sicht ist eine rechtliche Absicherung gar nicht mehr notwendig. Denn die Finanzierung für das 23-Millionen-Euro-Projekt sei bereits "fix und fertig unterschrieben".

48 Eigentumswohnungen

Rauter plant, das 1837 erbaute und denkmalgeschützte Casino – in dem einst Johann Strauß Sohn und Vater konzertierten – zu sanieren, damit es wie ursprünglich als Veranstaltungssaal, Hotel, Restaurant und Tonstudio genutzt werden kann. Die Umwidmung soll ihm erlauben, zwei Bauten mit 48 Eigentumswohnungen sowie eine Parkgarage zu errichten.

Aus dem Büro der zuständigen Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es, man werde die gesammelten Stellungnahmen – auch jene der Bürger – in den Flächenwidmungsplan einarbeiten. Der Beschluss im Gemeinderatsausschuss soll noch vor dem Sommer fallen. (Christa Minkin, 12.2.2016)