Göttingen – Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will das Flugzeug von Luftfahrtpionier Otto Lilienthal (1848-1896) erstmals originalgetreu nachbauen lassen. Die Forscher erhofften sich davon Erkenntnisse über die Ursache seines Absturzes, teilte das DLR am Donnerstag in Köln mit. Lilienthal war am 9. August 1896 bei Stölln abgestürzt und einen Tag später in Berlin seinen Verletzungen erlegen.
Lilienthal gilt als "erster Flieger der Menschheit". Ihm gelangen im Jahr 1891 als erstem Menschen Gleitflüge mit einem selbstgebauten Flugzeug. Die Arbeiten Lilienthals waren Grundlage für den ersten Motorflug der Gebrüder Wright in den USA, für das spätere Wirken von anderen Luftfahrtpionieren wie Hugo Junkers und anderen. Möglich machte dies das wissenschaftliche Publizieren Lilienthals und teils sensationelle Fotografien, die im In- und Ausland für Aufsehen sorgten.
Sein Gleiter könne als erstes Serienflugzeug der Geschichte betrachtet werden, da er mindestens neun Exemplare davon hergestellt habe, sagte DLR-Sprecher Jens Wucherpfennig in Göttingen. Vier davon sind noch erhalten. Mit ihnen könne man aber natürlich nicht experimentieren.
Erster originalgetreuer Nachbau
Den Nachbau führt das Otto-Lilienthal-Museum in Anklam aus. Dazu kann auf die Original-Konstruktionszeichnungen Lilienthals zurückgegriffen werden. Lilienthal-Gleiter sind schon häufiger nachgebaut worden. Zum ersten Mal allerdings wird dies jetzt historisch korrekt durchgeführt. Dafür erfolgen eine Reihe an Voruntersuchungen und Recherchen. So werden Stoffproben von erhalten gebliebenen Original-Lilienthal-Gleitern genauestens untersucht, um die Qualität der Bespannung zu ermitteln. Sobald der Nachbau fertiggestellt ist, wird dieser in einem der größten Windkanäle Europas in Marknesse in den Niederlanden untersucht werden. (APA, red, 12.2.2016)