Wenn Kanye West auspackt, dann schauen alle hin. Im Rahmen der Modewoche präsentierte der 38jährige US-Rapper seine dritte "Yeezy"-Kollektion, das neue Album "The Life of Pablo", seiner Mutter widmete er ein Computerspiel namens "Only One".
Die Präsentation im Madison Square Garden, ein multimediales Spektakel, reichte allerdings weit über eine klassische Modeshow hinaus. Und öffnete sich den Kanye West-Fans: Das Event fand vor 20.000 Zuschauern statt und wurde live im Internet und in mehr als 700 Kinos in 23 Ländern übertragen.
Wie die letzten "Yeezy"-Präsentationen hatte sich die Gestaltung der Show die Performance-Künstlerin Vanessa Beecroft erdacht: Hunderte, darunter viele afroamerikanische Statisten und die Topmodels Naomi Campbell, Veronica Webb und Liya Kebede, harrten nach Geschlechtern aufgeteilt rund eine eine Stunde lang in "Yeezy"-Streetwear aus.
Die Aufstellung der Models fiel im Vergleich zu den letzten Shows weit weniger gediegen aus. Statt diese hintereinander in Reihen posieren zu lassen, setzten West und Beecroft eins drauf. Die Performance schien an Szenarien aus Flüchtlingscamps angelehnt. Dazu ballten viele Statisten die rechte Faust über dem Kopf. Auf solch eindeutige Anspielungen auf die Protestkultur schwarzer Bürgerrechtsbewegungen hatte zuletzt Beyoncé während ihres Super Bowl-Auftritts zurückgegriffen.
Die Mode? Ging vor lauter Rummel beinahe unter. Kanye Wests Kollektion entfaltete als Bestandteil der Performance seinen uniformen Charakter: Überdimensionale Sweater, große Daunenjacken, zerrissene Baumwollware in Erdtönen, der Rapper, der so gerne Designer bei Hermès werden würde, lässt sich wenig einfallen. Einzige erkennbare Neuerung in dieser Saison: Die schlauchartigen, eng anliegenden Ganzkörperbodys der Frauen werden stückweise in Farbe getaucht – das ist ja schon mal was.
Der Auftritt von Kanye Wests Familienanhang in der dritten Zuschauerreihe hätte nicht gegensätzlicher sein können: Ehefrau Kim Kardashian erschien mit Mutter, Schwestern und Caitlyn Jenner in exzentrischen, eigens für die Show angefertigten Balmain-Entwürfen. Auch Balmain-Designer Olivier Rousteing war zugegen.
Die bislang aufwendigste Show in der Geschichte der New York Fashion Week wird vermutlich Folgen haben. Schon während der letzten Saisonen waren Ansätze, sich dem Endverbraucher zu öffnen, zu beobachten. Modeshows wie jene von Givenchy, die in New York ebenfalls als Performance über die Bühne ging, sehen im Vergleich mit der Präsentation von Kanye West allerdings alt aus: die 800 Zuschauerplätze waren ein Pappenstiel im Vergleich zu den rund 20.000 im Madison Square Garden. (apa, red, 12.2.2016)