Schön, wieder einmal eine gute Nachricht aus Kärnten zu hören! Die Klagenfurter Grünen haben beschlossen, ihren Stadtobmann Reinhard Schinner auf Stadtobfrau umzubenennen. Chapeau! Diese Aktion zeugt von einem guten politischen Instinkt dafür, was der Bevölkerung wirklich auf den Nägeln brennt.

Und: Sie zielt pfeilgenau auf ein kleines, aber feines Wählersegment ab, nämlich auf die 1,37 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, die kraft ihrer philologischen Expertise davon überzeugt sind, dass die dadaistische Verteilung von Genusbezeichnungen die beste Remedur für alles ist, was zwischen Mann, Frau und ähnlichen Geschlechtskonstrukten im Argen liegt.

Gut, leicht verwirrend wird die neue Sprachregelung in der Anfangsphase wohl sein. Soll man Schinner jetzt ständig als "Herr Parteiobfrau" ansprechen, oder würde es die Etikette nicht doch gebieten, ihn beim Handkuss als "Gnädige Frau Stadtobfrau" zu apostrophieren? Rätselhaft. Aber nachdem uns die Politiker ja sonst auf unsere Fragen eine glasklare Antwort nach der nächsten präsentieren, können wir ein wenig grüne Konfusionsmaximierung zur Abwechslung ganz gut vertragen!

Fraglich ist auch, ob die feminisierte Funktionsbezeichnung über Klagenfurt hinaus Schule macht. Ich zweifle zum Beispiel daran, dass sich Graf Alfons Mensdorff-Pouilly zum höheren Ruhme der Frauenschaft fürderhin als Gräfin Mensdorff-Pouilly titulieren lassen wird, selbst wenn das ganz reizend klänge. Auch der Krisenkolumnist scheut in alter phallozentrischer Präpotenz und viriler Verbohrtheit noch davor zurück, sich mit einem angehängten "-in"-Schwänzchen zur Krisenkolumnistin umzuwandeln, obwohl die Schuld, seit Jahr und Tag alle anderen Krisenkolumnistinnen des Landes an der Sichtbarkeit gehindert zu haben, schwer auf meiner Seele lastet.

Dafür kommen jetzt auf Kärnten lichte Tage zu. Von Frantschach über Friesach bis Feistritz werden Frauen in voller femininer Formschönheit erglänzen, sichtbar wie nie zuvor! Und ein toller Nebeneffekt: Auch die Klagenfurter Lindwürminnen, bis dato von den Kärntnern linguistisch achtlos unter den Tisch gekehrt, werden künftig nicht mehr bloß mitgemeint, sondern explizit angesprochen werden müssen. Starke Signale, für die wir der Klagenfurter Stadtobfrau nicht genug danken können. (Christoph Winder, Album, 12.2.2016)