Wien – Der Machtkampf um den börsenotierten Wiener Immobilienkonzern Conwert ist neu aufgeflammt. Am Donnerstag hat die deutsche Adler Real Estate AG als größter Einzelaktionär die Abwahl von drei der vier amtierenden Verwaltungsräte verlangt – die wollen aber nicht klein beigeben und rufen die übrigen Aktionäre auf, eine Kontrollübernahme durch Adler abzuwehren.

Adler – mit 22,37 Prozent der größte Einzelaktionär von Conwert – hatte gestern die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung verlangt, bei der die Verwaltungsräte Barry Gilbertson, Peter Hohlbein und Alexander Proschofsky abgewählt werden sollen. An ihrer Stelle sollen Dirk Hoffmann, Hermann Wagner und Wijnand Donkers in den Conwert-Verwaltungsrat einziehen. Gleichzeitig verlangt Adler die Verringerung der Anzahl der Sitze im Verwaltungsrat von fünf auf vier. Derzeit ist der Posten des fünften Verwaltungsrates vakant, er hätte auf der ordentlichen Hauptversammlung im Juni besetzt werden sollen.

"Feindselige Aktion"

In einer Conwert-Aussendung vom Freitag wird der Vorstoß von Adler als "feindselige Aktion gegenüber der Mehrheit der Conwert-Aktonäre" gewertet. Sollten Hoffmann, Wagner und Donkers von der Hauptversammlung gewählt werden, würden zwei Minderheitsaktionäre – nämlich Adler und die Investmentfondsgesellschaft Petrus Advisers, die mehr als sechs Prozent der Anteile hält – den Verwaltungsrat und damit das Unternehmen kontrollieren, heißt es.

Da Adler und Conwert insbesondere auf dem deutschen Immobilienmarkt Konkurrenten seien, könnte eine solche Beherrschung durch Adler zu massiven Interessenkonflikten führen und kartellrechtswidrig sein. Wie Adler und Petrus Advisers die Kontrollübernahme bei der HV gelingen könnte, ist aber fraglich – immerhin brauchen sie dafür eine Dreiviertel-Mehrheit bei der Hauptversammlung.

Weiters warnt die aktuelle Conwert-Führung, dass Adler einen Zusammenschluss anstreben könnte, nämlich in Form einer Verschmelzung, oder die Veräußerung von Vermögenswerten durch Adler an Conwert. Dieser Versuch Adlers, die Kontrolle über Conwert zu erlangen, müsse abgewehrt werden.

Rasinger "besorgt"

Der Plan von Adler "macht mich sehr besorgt", sagte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger zur APA. Eine Machtergreifung durch Adler wäre "nicht im Interesse der conwert-Aktionäre", warnte Rasinger.

"Das ist ein Vabanque-Spiel, was Adler da vorhat", sagte der Kleinanlegervertreter. Es gehe dabei ja nicht nur um Personen, sondern man müsse sich fragen, welche Strategie hinter dieser Vorgangsweise stehe. Adler sei in den letzten Jahren vor allem durch Akquisitionen stark gewachsen, sei aber bei den wichtigsten Finanzdaten wesentlich schlechter aufgestellt als conwert. "Sie wollen wohl versuchen, ihre Probleme bei Adler in die conwert hineinzutragen." Adler habe in letzter Zeit seine Ergebnisse vor allem durch Höherbewertungen dargestellt, "was nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke ist". (APA, 12.2.2016)