Die Eurozone legte zuletzt etwas mehr zu als die USA. Das Wachstum soll 2016 im Vergleich zum Vorjahr zulegen, prognostiziert die EU-Kommission.

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Brüssel – Die Eurozone und Deutschland stecken die schwache Weltkonjunktur etwas besser weg als die USA. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Währungsunion und ihrer größten Volkswirtschaft legten von Oktober bis Dezember jeweils um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu, wie die am Freitag von den Statistikämtern veröffentlichten Daten zeigten.

Die weltgrößte Volkswirtschaft USA schaffte am Jahresende nur ein Plus von 0,2 Prozent. Obwohl 2015 erstmals seit langem fast alle Euro-Länder wieder zulegten, bleiben die Aussichten verhalten. Schwächelnde Schwellenländer wie China, vom Ölpreisverfall destabilisierte Staaten wie Russland und die Börsenturbulenzen stehen einem kräftigen Aufschwung der Weltwirtschaft im Weg.

"Insgesamt ist das ökonomische Bild in der Eurozone bis zuletzt recht stabil", sagte NordLB-Ökonom Christian Lips. "Allerdings hat die regelrechte Panik an den Märkten das Potenzial, irgendwann auch die Realwirtschaft in Mitleidenschaft zu ziehen." Die Aktien von Banken der Eurozone haben seit Jahresbeginn durchschnittlich fast 30 Prozent an Wert verloren, da sich Investoren wegen geringer Gewinne und möglicher Zahlungsausfälle bei Krediten sorgen.

Warten auf EZB-Entscheidung

Viele Experten rechnen deshalb damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im März ihre ohnehin schon extrem lockere Geldpolitik nochmals ausweiten wird – zumal auch die Inflation angesichts niedriger Ölpreise sehr gering ist. "Trotz der nie da gewesenen Unterstützung durch die Geldpolitik erholt sich die Konjunktur nur zögerlich", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt vom Bankhaus Lampe. "Auch deshalb dürfte die EZB-Geldpolitik im März expansiver werden."

Möglich ist etwa, dass die Währungshüter ihren Strafzins für Banken erhöhen: Diese müssten dann für Geld, das sie bei der EZB parken, noch mehr Gebühren zahlen. Dies soll sie dazu verleiten, mehr Kredite zu vergeben, was wiederum Konjunktur und Inflation ankurbeln würde.

Anders als in den Vorjahren ist das Wachstum in der Eurozone derzeit auf fast alle Schultern verteilt. Deutschland schaffte im Schlussquartal dank kauffreudiger Verbraucher und höherer Staatsausgaben im Zuge der Flüchtlingskrise ein Plus von 0,3 Prozent. Frankreich als Nummer zwei der Währungsunion kam auf 0,2 Prozent, wobei die Pariser Anschläge vom November ein besseres Ergebnis verhinderten. Spanien schaffte 0,8 Prozent Wachstum, Italien dagegen nur 0,1 Prozent, während Griechenland wieder in die Rezession rutschte.

Niedriger Ölpreis befeuert Wachstum

Im Gesamtjahr 2015 legte die Eurozone um 1,5 Prozent zu. Die EU-Kommission erwartet für 2016 ein Plus von 1,7 Prozent, 2017 sollen es dann 1,9 Prozent sein. Dazu beitragen sollen die milliardenschwere Entlastung der Verbraucher und Unternehmen durch niedrige Ölpreise, der für den Export förderliche schwache Euro und günstige Finanzierungsbedingungen.

Achillesferse bleibt die schlappe Weltkonjunktur. Export-Europameister Deutschland verkaufte beispielsweise im vierten Quartal weniger ins Ausland. "Die jüngst gestiegene Volatilität an den Kapitalmärkten spiegelt auch die konjunkturellen Risiken wider", betonte das Bundeswirtschaftsministerium. "Konjunkturindikatoren deuten nicht auf eine Belebung der globalen Wirtschaft hin." Experten rechnen daher mit einem holprigen Jahresauftakt für Deutschland und die Eurozone. "Was die Aussichten betrifft, so schreien die Finanzmärkte derzeit Rezession", sagte der Chefvolkswirt der Nordea Bank, Holger Sandte. "Das mag übertrieben sein, aber das Geschäfts- und Verbrauchervertrauen dürften erst einmal abnehmen." (APA/Reuters, 12.2.2016)