Welche Schule auch immer Frida besuchen wird – die Schulverwaltung ist ein politisches Konfliktfeld.

Foto: Heribert Corn

Wien – Mit der Reform der Schulverwaltung im Großen haben Bund und Länder bzw. das SPÖ-geführte Bildungsministerium und einige ÖVP-Landeshauptleute gerade gröbere Schwierigkeiten. Dass Schulverwaltung im Kleinen, also auf Landesebene, auch eine harte Nuss sein kann, zeigt exemplarisch ein Beispiel aus Kärnten. Es geht um den landwirtschaftlichen Schulbereich.

Den hält der von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) eingesetzte bildungspolitische Koordinator Herbert Würschl für ein "Verwaltungsmonstrum", wie er im STANDARD-Gespräch sagt: "Das gehört dringend reformiert, um zu einer effizienten und sparsamen Schulverwaltung zu kommen." Gefordert sei da der zuständige Agrarlandesrat Christian Benger, der auch ÖVP-Landeschef ist.

Land und Landwirtschaftsministerium

Die land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen – sie zählen zu den berufsbildenden mittleren Schulen – fallen in die Kompetenz der Länder und werden in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium verwaltet.

Auf STANDARD-Anfrage verwies Landesrat Benger auf die "reformorientierte Vorreiterrolle" des landwirtschaftlichen Schulwesens in Kärnten, das "bestmögliche Ausbildungsqualität für den ländlichen Raum garantiert, was die einzig steigenden Schülerzahlen aller Schulbereiche in Kärnten mehr als verdeutlichen".

Kärnten ist unter Druck

"Wir sind finanziell unter Druck", entgegnet der Bildungskoordinator und verweist auf Umstrukturierungen im Pflichtschulbereich, wo das Land Kärnten Lehrerinnen und Lehrer einsparen und Kleinschulen zusammenlegen müsse – "und zugleich haben wir für acht landwirtschaftliche Schulen 120 Schulverwalter. 15 Schulverwalter pro Schule sind zu viel." Zur Verwaltung rechnet Würschl vom Landesrat abwärts die landwirtschaftliche Schulabteilung im Land (für die Pflichtschulen gibt es eine eigene Schulabteilung, in der Würschl tätig ist), die Direktoren, eine Personalvertreterin und 103 Mitarbeiter wie zum Beispiel "Hauswarte, Wirtschafter oder Melker und Sekretärinnen in den Schulen".

Diese Lesart stößt in Bengers Büro auf scharfen Widerspruch: "Bei den Angestellten rund um die Schulen und Schulgüter von Verwaltungspersonal zu sprechen, ist schlichtweg falsch und zeugt von Unkenntnis oder parteipolitischer Polemik." Eine Landwirtschaftsschule mit Internat und landwirtschaftlichem Gut brauche neben klassischen Schultätigkeiten über Reinigung und Betriebsküche naturgemäß auch "Bearbeiter für Grün- und Ackerland, Wald, Teichwirtschaft und Weinbau bis zu Tierhaltung" – dafür seien aber auch "wirtschaftliche Erträge in Millionenhöhe zu verbuchen".

Mehr Lehrer als genehmigt

Weiterer Kritikpunkt Würschls: 164 Lehrerinnen und Lehrer für rund 1200 Schülerinnen und Schüler machten die Landwirtschaftsschulen "mit einem Lehrer-Schüler-Verhältnis von 1:7 zum teuersten Schultyp und damit teurer als technisch bestausgestattete HTLs", kritisiert er. Zudem gebe es einen "knapp 30-prozentigen Lehrerüberhang", um den der Dienstpostenplan, den das Landwirtschaftsministerium – so wie das Unterrichtsministerium für die Pflichtschulen – vorgebe, überzogen sei. Für das finanziell angeschlagene Land Kärnten verursache das laut Würschl "zusätzliche Kosten von mehr als 1,8 Millionen Euro pro Jahr".

Auch das hält man im Büro des Agrarlandesrats für "irreführend". Seit 2010 habe man die Dienstposten von 184 auf 163 reduziert, "obwohl aktuell das landwirtschaftliche Schulwesen der einzige Bereich mit leicht steigenden Schülerzahlen ist". Laut Finanzausgleich habe der Bund – hier das zuständige Landwirtschaftsressort – fünfzig Prozent der Lehrerkosten zu tragen, sei von dieser Vorgangsweise jedoch einseitig abgegangen und habe für alle Bundesländer eine Obergrenze eingeführt. "Es entstehen dadurch für die Länder jährliche finanzielle Mehrbelastungen für Personalkosten."

Der Rechnungshof empfahl 2011, die land- und forstwirtschaftlichen Schulen "in eine umfassende Reform des österreichischen Schulwesens einzubeziehen".

Drei Standorte wären genug

Würschl will noch mehr Strukturreformen. Acht Schulstandorte seien – 2014/15 gab es dort laut Statistik Austria 1268 Schülerinnen und Schüler – schlicht zu viel: "Das ist Geldvernichtung auf Kosten der Kärntner Steuerzahler. Diese Schülerzahlen rechtfertigen maximal drei Schulstandorte." Die Gesamtschülerzahl aller landwirtschaftlichen Schulen Kärntens entspreche einer durchschnittlichen AHS oder BMHS.

In Bengers Büro verweist man auf den Bedarf an "Profis" als Hofübernehmer. Ungeachtet dessen seien "im Zuge des Strukturentwicklungskonzepts der Fachschulen schon vor zehn Jahren Standortreduktionen gestartet und mittlerweile bereits eine 36-prozentige Verringerung der Schulstandorte gesetzt" worden. Die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition habe zudem die Fusion des Standorts Drauhofen mit der Fachschule Litzlhof beschlossen.

"Bürokratiedschungel sondergleichen"

Eine Fusion anderer Art fordert Würschl als Mittel gegen "einen Bürokratiedschungel sondergleichen", da sich die zwei Verwaltungsschienen auf Landesebene mit der allgemeinen und der landwirtschaftlichen Schulabteilung im Bund fortsetzen. Für die höheren Landwirtschaftsschulen ist das Landwirtschaftsressort zuständig: "Das Unterrichtsministerium müsste natürlich für alle Schulen zuständig sein, so werden nur teure Doppelgleisigkeiten produziert. Grotesk, dass da zwei Apparate verwalten." (Lisa Nimmervoll, 15.2.2016)