Athen/Genf – Wenige Tage vor Beginn des Nato-Einsatzes gegen Schlepper in der Ägäis dauert der Flüchtlingszustrom von der Türkei nach Griechenland an. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Montag mitteilte, haben von Jahresbeginn bis 13. Februar 76.607 Menschen aus der Türkei auf die griechischen Inseln in der Ostägäis übergesetzt, die meisten davon Syrer.
In den ersten zwei Monaten des Vorjahrs waren nur 4.567 Menschen angekommen, damals hatte der große Zustrom noch nicht begonnen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IMO) sind in der Ägäis seit Jahresbeginn mindestens 320 Menschen ums Leben gekommen.
Mit dem Winter ist die Zahl der Migranten aus der Türkei in Griechenland gesunken. Im Oktober hatten mehr als 211.000 Menschen von der türkischen Ägäisküste auf griechische Inseln übergesetzt, im November mehr als 151.000 und im Dezember mehr als 108.000. Die griechische Küstenwache führt das auf die schlechten Wetterbedingungen zurück. "Wir sind nun gespannt, was im Frühling passiert", sagte ein auf Chios stationierter Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur.
Rund 2.000 Ankünfte in Deutschland
Die Ankünfte in Deutschland haben sich heuer nach offiziellen Angaben auf 2.063 pro Tag eingependelt. Dies geht aus Zahlen der Bundespolizei hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Demnach wurden bis Sonntag von den Beamten fast 92.000 Migranten bei der Einreise im Grenzgebiet festgestellt. Im Februar seien es bis zur Monatsmitte mehr als 28.000 gewesen. Wie ein Sprecher am Montag sagte, wurden am Sonntag 2.723 und am Samstag 2.424 Flüchtlinge aufgegriffen.
Würde sich der Trend fortsetzen, kämen 2016 mehr als 750.000 Flüchtlinge. Die Zahlen sind derzeit aber deutlich geringer als im Sommer und Herbst vergangenen Jahres, was Experten vor allem auf das Winterwetter in der Ägäis zurückführen. Die Zahlen der deutschen Polizei basieren auf Kontrollen in Grenznähe. Nach Darstellung des Innenministeriums werden inzwischen nahezu alle ankommenden Flüchtlinge erfasst.
Im Jänner kamen der Bundespolizei zufolge fast 65.000 Flüchtlinge ins Land, die in Deutschland bleiben wollten. Die sogenannte Easy-Datenbank, die auf Registrierungen durch die Länder in den Erstaufnahmezentren beruht, erfasste im Jänner sogar 91.700 Flüchtlinge. Dass diese Zahl höher liegt als die der Polizei, geht vor allem auf den im vergangenen Jahr aufgebauten Stau bei den Registrierungen zurück.
Transitquartier in Klagenfurt leer
In Kärnten war die Zahl in den letzten Tagen etwas niedriger, jeweils mehr als 1.000 Flüchtlinge sind an den Grenzübergängen angekommen. Laut Polizeiangaben kamen am Freitag 1.234, am Samstag 1.556 und am Sonntag 1.240 Flüchtlinge über Slowenien ins Land. Für Montag wurden insgesamt rund 800 Flüchtlinge erwartet. Sie werden – so wie die Flüchtlinge am Wochenende – in Richtung deutsche Staatsgrenze gebracht. Leer ist mittlerweile auch wieder das Transitquartier in der Dullnig-Halle in Klagenfurt, hier wurden in der Vorwoche in einer Nacht 400 Flüchtlinge beherbergt.
In Oberösterreich gebe es indes noch Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen, bilanzierte der oberösterreichische Asyl-Landesrat Rudi Anschober (Grüne) am Montag. Demnach sind 20,8 Prozent der 442 Gemeinden noch ohne Quartiere. 920 Plätze fehlen zur Erfüllung der bundesweit festgesetzten Quote. In Niederösterreich richten heuer 13 Pfarren der Diözese St. Pölten Wohnungen für Flüchtlinge in bisher leer stehenden Pfarrhöfen ein. Insgesamt sind Quartiere in 33 Pfarren in Vorbereitung. Von den Gesamtinvestitionen in Unterkünfte von 566.000 Euro übernimmt die Diözese 460.000 Euro, der Rest kommt von den Pfarren bzw. Stiften, hieß es in einer Aussendung. (APA, dpa, 15.2.2016)