Seit Cameron Carpenter 2014 seine portable Orgel erfunden hat, kann er endlich überhall hin, um die Musikwelt zu erobern. Er muss sich nicht mehr mit altehrwürdigen Locations begnügen, die zufällig eine Königin der Instrumente in ihrer Empore stehen haben. In St. Pölten greift der Ausnahmemusiker am 23. Mai in die Tasten. Die Pedale tritt er mit strassbesetzten Schuhen. Und die glitzern mit seinem Sakko um die Wette.
Aber das ist alles nichts gegen die Töne, die er erklingen lässt und für die er 2009 als bisher erster Organist überhaupt für einen Grammy nominiert wurde. Auf dem Programm fürs Festspielhaus stehen Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Marcel Dupré, Leonard Bernstein, Alexander Skrjabin und seiner eigenen Wenigkeit. Schaurig schön!
Mit mindestens ebenso viel Leidenschaft, aber weniger Luftvolumen geht Sängerin Carminho bereits am 20. Februar ans Werk, wenn sie ihr neues, mittlerweile drittes Programm Canto präsentiert. Melancholie, Tragik, Sehnsucht, Schmerz – alles, was den portugiesischen Fado ausmacht, trägt die 1984 in Lissabon Geborene in ihrer Stimme. Begleitet wird sie, in ihrer Heimat ein Superstar, nicht minder hingebungsvoll von (portugiesischer) Gitarre, Kontrabass und Perkussion.
Leichtlebiger gibt sich die Schweizer "Überjazz-Gruppe" Hildegard lernt fliegen am 16. April. Dann singt Echo-Jazzpreisträger Andreas Schaerer zu Bläsern, Bass und Schlagzeug. Und wie! Er setzt seine Stimme als Instrument ein, klingt oft gar elektronisch. The Fundamental Rhythm of Unpolished Brains heißt das spielerisch-schräge Programm. Wie viel Komposition und wie viel Improvsiation darin steckt, entscheidet sich jeden Abend neu. (Michael Wurmitzer, Spezial, 13.2.2016)