Barcelona – Für die einen war es der "Elfmeter des Jahrhunderts", für die anderen eine schlichte Respektlosigkeit: Der kuriose Strafstoß-Trick von Lionel Messi und Luis Suarez erhitzte auch am Tag nach der großen Show des FC Barcelona die Gemüter. Einig waren sich Gegner wie Befürworter nur in einem: Messi und Suarez haben einen unvergesslichen Moment geschaffen, wieder einmal.

"Aus einem normalen Sonntag wurde plötzlich ein denkwürdiger. Später wird man einmal sagen: Ich war dabei", schrieb die Tageszeitung "Marca", sonst eher aufseiten Real Madrids. Der Radioableger des Blattes befand dagegen, dass der Trick "respektlos" gegenüber Celta Vigo gewesen sei.

Ähnlich gespalten waren die Lesermeinungen – von "Was für Genies!" bis "Arrogante Millionäre" war alles zu finden. Auslöser war ein nicht einmal neuer Trick: Messi hatte beim 6:1 gegen Vigo den vierten Treffer aufgelegt, indem er den Elfmeter als Querpass spielte. Suarez musste nur noch einschieben.

Lionel Messi legt auf Luis Suarez ab, der netzt ein (Video).
Foto: APA/AFP/Lago

Die Tageszeitung "As" schrieb vom "Elfmeter des Jahrhunderts" und einem "Wunder, das in die Geschichte eingehen wird". Das Tor sei nicht respektlos gewesen, sondern Kunst: "Messi dirigiert in der Regel ein Orchester – manchmal aber auch eine verrückte Jazzband, in der Platz für geniale Improvisation ist."

Neymar verriet, die Vorlage sei eigentlich für ihn gedacht gewesen. "Wir haben das im Training geübt, aber Luis war einfach schneller", sagte er im Barca-TV. "Aber das ist egal. Er hat getroffen, also hat alles geklappt."

Das Tor weckte Erinnerungen an einen Trick von Barca-Legende Johan Cruyff und Jesper Olsen. Das Duo hatte 1982 im Ajax-Trikot gegen Helmond Sport bei einem Elfer sogar einen Doppelpass gespielt. "Wir alle können uns noch gut an Cruyffs Tor erinnern", sagte Barcas Trainer Luis Enrique.

Zwei Schmähbrüder: Johan Cruyff und Jesper Olsen.
AFC Ajax

Der Coach verteidigte Messi und Suarez: "Einige werden es mögen, andere nicht. Aber wir versuchen, den Zuschauern spektakulären Fußball zu bieten. Und wenn es gegen uns passiert wäre, wäre es eben ein Tor gewesen, wir wären zum Mittelkreis gegangen und hätten weitergespielt." Vigos Trainer Eduardo Berizzo erklärte, er habe "keinen mangelnden Respekt" gesehen.

So überwog am Ende die Begeisterung über einen außergewöhnlichen Moment. Die "Marca" sammelte gar neun Gründe, den Elfmeter zu verteidigen. Von "Es war vollkommen regelkonform" bis "Wenn Fußball zur Routine wird, wird er langweilig" war alles dabei.

Und natürlich erinnerte die Zeitung an Robert Pires und Thierry Henry. Das Duo hatte 2005 im Arsenal-Trikot die gleiche Idee wie Messi und Suarez, blamierte sich aber bei der Ausführung.

Thierry Henry erklärt sein Missgeschick.
whateverthehell

"Der Trick benötigt eben auch fußballerische Klasse", schrieb "Marca". "Am Ende war es vor allem eines: ein absolut genialer Moment." (sid, 15.2.2016)