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Einst für Häuslbauer gedacht, hat so mancher die recht gute Verzinsung zur Kapitalaufstockung genützt.

Foto: AP/Stratenschulte

Wien – Auch wenn rund 100.000 neue Bausparverträge weniger abgeschlossen wurden als 2013: Die heimischen Bausparkassen zeigen sich mit dem abgelaufenen Jahr leidlich zufrieden. 831.827 Neuverträge waren es im vergangenen Jahr: "Angesichts der allgemeinen Entwicklungen – rückläufige Sparleistung, Niedrigzinsumfeld, sinkende Reallohnentwicklung – ist das Geschäft zumindest stabil", sagt Josef Schmidinger, Generaldirektor der S-Bausparkasse. Die Finanzierungsleistung (Auszahlungen) stiegen um 11,3 Prozent auf 2,68 Milliarden Euro, die Ausleihungen insgesamt waren mit 18,97 Milliarden (minus 0,2 Prozent) stabil. Die Bauspareinlagen gingen leicht um 0,9 Prozent auf 20,48 Milliarden zurück

"Die Zinsentwicklung lädt zum Konsumieren ein, das ist eben politisch gewollt", sagt Schmidinger. Was den Bausparkassen Sorge macht, sind die teuren Altverträge. Rund ein Fünftel der Guthaben bei den Bausparkassen haben die Sechsjahresfrist schon überschritten. So mancher Altkunde macht damit laut Schmidinger einen guten Schnitt. "Wir haben ein Beispiel durchgerechnet. Da hat einer 20.000 Euro im Jahr 1973 eingelegt, bis jetzt kamen 44.000 Euro an Prämien zustande." Das entspreche eben nicht mehr dem aktuellen Umfeld. Möglich ist das, weil der Vertrag nicht gekündigt, sondern laufend weiter bespart wurde.

Lösung gesucht

Für ein Extrembeispiel fand sich die Lösung laut Schmidinger von selbst: "Ich hatte vorige Woche einen mit 3,6 Millionen Euro, verzinst mit 3,5 Prozent. Der Kunde hat sich selbst verabschiedet." Mit allen anderen, die Verträge mit einer so hohen Fixverzinsung haben, gibt es noch keine Lösung. 44 Verträge liegen bei der S-Bausparkasse mit einem Guthaben von rund 300.000 Euro, 400 mit 50.000. "Wir sind in einer etwas komfortableren Situation", sagt Peter Klingenbrunner, Chef der Start-Bausparkasse, "bei uns sind die Einlagen nicht ganz so hoch."

Das Vorgehen der Institute ist derzeit nicht einheitlich. Gekündigt wurde noch niemand: Während die S-Bausparkasse Einladungen an ihre Kunden verschickt hat, sie mögen doch auf einen Vertrag mit niedrigerem Zins umsteigen, warten die anderen noch ab, wie Manfred Url von der Raiffeisen-Bausparkasse sagt: "Wir haben noch nichts unternommen. Wir prüfen rechtliche Möglichkeiten. Es gibt dazu Meinungen, aber keine Rechtsmeinungen." Was Ersteres betrifft, so treffen laut Url folgende Ansichten aufeinander: "Unbefristete Verträge kann man eigentlich einseitig kündigen. Dem steht allerdings das Recht der Kunden auf Darlehen gegenüber."

Dass die Kunden freiwillig verzichten, halten die Banker einheitlich für unwahrscheinlich. Wie viele der Einladung zum Umstieg auf variable Verzinsung gefolgt sind, will Schmidinger nicht beziffern. Kaum jemand, soviel ist klar. Der Verein für Konsumenteninformation hatte Wüstenrot-Kunden geraten, entsprechende Briefe nicht zu unterschreiben. (rebu, 16.2.2016)