Der syrische Künstler Thaer Maarouf behandelt in seinen expressiven Bildern Leid und Hoffnung der Zivilbevölkerung. "Missing the father" thematisiert das Schicksal seiner eigenen Familie.

Foto: Thaer Maarouf

Gemälde mit dem Titel "The Prison" von Thaer Maarouf.

Foto: Thaer Maarouf

Künstlerpräsentation im "Salon der Kulturen".

Nikolay Mikhaylyuk

Wien – Die Kunst der Wiener Moderne ist ohne sie nicht denkbar. In den legendären Salons um 1900 traf sich die bürgerliche Gesellschaft nicht nur, um der Décadence zu frönen, wichtiger noch war es, sich zu vernetzen. Maler trafen auf Architekten, Musiker auf Komponisten, Künstler auf potenzielle Geldgeber.

Diese Tradition der Jahrhundertwende möchte der Verein Cardamom und Nelke wiederbeleben. Das Ziel: nach Österreich geflüchtete Künstler aus Krisengebieten mit der heimischen Kulturszene bekanntzumachen. Die Initiatoren Wolfgang Schlögl (Musiker, Kurator), Parvin Razavi (Köchin, Autorin) und Claudia Prutscher (Israelitische Kultusgemeinde) haben ihre Idee bei der Hilfsarbeit in der Notschlafstelle im Wiener Wuk geboren.

"Integration ist für uns keine Einbahnstraße", sagt Wolfgang Schlögl, "auch wir müssen auf die Leute aktiv zugehen." Für ihn sei es der natürlichste Weg, dort zu beginnen, wo er sich auskennt, wo er selbst gut vernetzt ist: in der Kreativszene. "Aber es wäre eine schöne Sache, wenn andere Leute, etwa im Medizinbereich, dasselbe tun würden", so sein Appell.

Kommunikation auf Augenhöhe

Bei der Idee des Salons gehe es auch darum, "repräsentative Orte zu okkupieren". "Das Erste, was Flüchtlinge, die hier ankommen, von Österreich sehen, sind karge Hallen. Wir wollen uns aber dort treffen, wo sonst Bankvorstände tagen. Das ist Kommunikation auf Augenhöhe." Dementsprechend fand der erste Salon der Kulturen Ende Jänner in Räumen der Erste-Bank statt. Künstler aus Syrien, Afghanistan und dem Iran wurden dort vorgestellt und mit rund 50 Kreativen aus Österreich bekannt gemacht.

Der syrische Maler Thaer Maarouf ist vor einem halben Jahr nach Österreich gekommen – "um einen ruhigen Ort, voll mit Kultur zu finden", wie er sagt. Seine Familie ist nach wie vor in Syrien, dass er nach dem Krieg zurückkehrt, hält er für möglich. In Österreich will er bis dahin vor allem eines: arbeiten und ausstellen. Den Initiatoren des "Salons der Kulturen" kann er mit seinen Kontakten in die syrische Kulturszene helfen.

Bei der Auswahl der Salongäste schauen Cardamom und Nelke aber durchaus genau hin. "Wir wollen uns nicht anmaßen, zu entscheiden, wer Künstler ist und wer nicht, aber wir suchen nicht nach Hobbymalern", sagt Schlögl. Den "Exzellenzcheck" überlässt man daher Experten der Akademie für angewandte Kunst.

"Die Suche nach Kreativen unter den Flüchtlingen soll im Verbund mit der Akademie und anderen Hilfsorganisationen wie Train of Hope langfristig professionalisiert werden", erklärt Claudia Prutscher von der Israelitischen Kultusgemeinde. Auf der Homepage www.cardamomundnelke.com sollen sich Künstler von selbst melden und vernetzen können. Finanziert haben die Initiatoren ihr Projekt bisher aus eigener Tasche. In Zukunft will man sich um Unterstützer und Förderungen bemühen.

Bis zu viermal jährlich soll der "Salon der Kulturen" an wechselnden Orten und mit wechselnden Schwerpunkthemen stattfinden. Dass Essen ein ebenso verbindendes Element sein kann, wie die Kunst, davon ist die Köchin Parvin Razavi überzeugt. Im "Salon der Kulturen" soll daher auch die Kulinarik nicht zu kurz kommen. (Stefan Weiss, 17.2.2016)