Welche Gesundheitsmaßnahmen braucht es? Das soll europaweit in einer Befragung erhoben werden. Die Themen: chronische Erkrankungen, Big Data, Technologie, Ernährung und der Wert von Gesundheit.

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Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge könnten sich bis zu 80 Prozent der Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes-Fälle vermeiden lassen, wenn man auf Zigaretten, Alkohol und Junkfood verzichten und täglich 30 Minuten Sport treiben würde. Doch allem Anschein nach mangelt es der Bevölkerung noch an Motivation oder Wissen, welche Verhaltensweisen gesund und welche schädlich sind.

Laut der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2015 steigt zwar die Lebenserwartung, aber das Gesundheitsverhalten ist verbesserungswürdig: Nur ein Viertel aller Österreicher erfüllt die WHO-Bewegungskriterien – vorne dabei wenigstens junge Männer zwischen 18 und 29 Jahren. Zehn Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer halten die Empfehlung zu ausreichenden Mengen Obst und Gemüse ein. 1,76 Millionen Menschen im Land rauchen, ein prozentueller Anstieg im Vergleich zur vorangegangenen Befragung vor neun Jahren auf etwa ein Viertel.

Schon heute sind chronische, nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs oder Herzkreislauferkrankungen die Todesursache für 86 Prozent der EU-Bevölkerung. Ein Zehntel der Patienten nimmt aufgrund seiner schwerwiegenden Erkrankungen 65 Prozent des Gesundheitsbudgets in Anspruch.

Mehr Prävention?

Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, ob die EU mehr in Prävention investieren sollte, denn derzeit liegen die Ausgaben bei lediglich drei Prozent des öffentlichen Gesundheitsbudgets. Zudem kann sich Europa auf eine alternde Bevölkerung einstellen, womit noch höhere Anforderungen an das Gesundheitssystem einhergehen.

Sollte gesunder Lebensstil vom öffentlichen Sektor gefördert werden, um Krankheitsprävalenz und Gesundheitsausgaben langfristig zu senken? Durch Programme zur Belohnung von gesunden Verhaltensweisen etwa könnten mehr Personen dazu motiviert werden und würden die Wahrscheinlichkeit senken, selbst an einem chronischen Leiden zu erkranken.

Die Menschen befragen

Um die Mitbestimmung von Bürgern auf EU-Ebene zu fördern und herauszufinden, welche Maßnahmen am Effektivsten wären, sollen in den kommenden fünf Wochen online über Fragebögen Meinungen zusammengetragen werden. Inhaltlich geht es um verschiedene Themenbereiche, die in Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen und ihrer Erforschung stehen, von Big Data über soziale Innovationen bis hin zur Verbindung zwischen Wohlstand und Gesundheit.

Die Befragung findet über die Plattform Reisearch statt, die im Rahmen einer europäischen Non-Profit-Initiative ins Leben gerufen wurde. Sie soll Bürger, Wissenschafter und Medien aus zehn europäischen Ländern vernetzen. Aus Österreich ist DER STANDARD beteiligt, andere beteiligte Medien sind die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" für Deutschland und "El País" für Spanien.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unterstützt das Projekt: "Ich begrüße Bemühungen wie die Reisearch-Initiative, die die europäische Bevölkerung in die Debatte um Wissenschaft und Forschung involviert und frische Ideen inspiriert, wie manche der dringlichsten Probleme unserer Gesellschaft gelöst werden könnten." Die Ergebnisse der Erhebungen werden anonymisiert ausgewertet, Ende April dem Europäischen Parlament und der EU-Kommission vorgestellt und auch im STANDARD veröffentlicht. (red, 17.2.2016)