Plastiksackerl ade? Noch nicht ganz. Aber allmählich werden die Einwegsackerln weniger werden. Bei den hauchdünnen wird es allerdings noch etwas dauern.

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Wien – Wer als Konsument auf sich hält, trägt schon länger Stoff oder wiederverwertbaren Kunststoff statt Plastik. Mehrwegtaschen hält der Handel schon länger in verschiedenen Varianten bereit. Das Angebot werde auch gut angenommen, sagt Nicole Berkmann von der Lebensmittelkette Spar: "Seit Einführung der Biokunststoff-Tragetasche vor ungefähr zehn Jahren sind rund 15 Prozent darauf umgestiegen."

Dank "lässigen Designs" würden Kunden auch die etwas jüngeren Permanent-Tragtaschen verstärkt nachfragen. Auch Rewe setzt neben Mehrweg- und Papiertragetaschen auf kostenpflichtige Tragetaschen aus Altkunststoff, ebenfalls seit den 1990er-Jahren. Andere wie Mediamarkt sind erst vor einem Jahr auf Kostenpflicht beim Sackerl umgestiegen. Wie sich das in Zahlen ausdrückt, kann man bei Mediamarkt nicht sagen, allerdings sei der Gesamtverbrauch "deutlich zurückgegangen".

Sanfter Druck der EU

Für sanften Umstiegsdruck sorgt auch die EU: Das Aus für das herkömmliche Gratissackerl ist bereits beschlossene Sache. Eine entsprechende EU-Richtlinie, die den Verbrauch eindämmen und damit vor allem die Meere schützen soll, hat das Europaparlament im Vorjahr angenommen. Für die EU-Staaten bedeutet das eine verpflichtende Reduktion der umweltbelastenden Taschen bis Ende 2019. Schon bis Ende 2018 ist das Aus für die kostenlose Abgabe besiegelt. Die hauchdünnen Gemüse- und Obstsackerln sind davon zunächst ausgenommen.

Freiwillige Selbstverpflichtung in Österreich

In Österreich will man nun schon vor der gesetzlichen Frist eine freiwillige Selbstverpflichtung möglichst vieler Unternehmen erreichen. Ähnlich wie in Deutschland strebt das Lebensministerium eine freiwillige Einigung auf breiter Basis an, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Deutschland führt aufgrund einer entsprechenden Übereinkunft des Handelsverbands (HDE) mit dem Umweltministerium ab April zu großen Teilen das kostenpflichtige Sackerl ein.

Österreich ist beim Verbrauch im EU-Vergleich recht gut unterwegs und erreichte schon 2010 beim Gesamtverbrauch den drittbesten Wert der EU-Staaten. Laut Global 2000 landen allerdings jährlich 40 Tonnen Plastik in der Donau. Und auch hierzulande kosten die Sackerln nicht überall Geld. So fällt neben den Handelsketten zwar beim Drogeriemarkt DM und dem Kaffeeröster Tchibo für die Sackerln Extraentgelt an, Bäcker und Apotheker geben sie in der Regel aber immer noch gratis ab.

Mehrere Verbote in Kanada

Die kanadische Stadt Montréal macht weniger Umstände. "Plastiksackerl sind eine Plage", sagte Bürgermeister Denis Coderre Ende des Vorjahrs und brachte damit ein komplettes Verbot bis Ende 2018 auf den Weg. In Kanada gibt es bereits in sechs kleineren Städten ein Verbot oder den Beschluss eines Verbots von Plastiksackerln. In Toronto, der größten Stadt des Landes, wurde allerdings ein solches im Jahr 2012 nach heftigen Protesten wieder zurückgenommen. (Regina Bruckner, 16.2.2016)